Die Experten streiten, ob Fernsehen und Internet harte Konkurrenten oder einander ergänzende Medien sind. TV-Sender haben dabei die Online-Zielgruppe längst ins Visier genommen.
Die Datenautobahn als Ersatz für Fernsehzeitung und Pantoffelkino? Davon kann – noch – keine Rede sein. Aber nicht nur Zukunftsdeuter, Trendforscher und Medienexperten glauben, daß Computer und Fernsehen bald mehr miteinander zu tun haben werden, als von der bis dato strikt üblichen Rollenteilung – TV-Apparat im Wohnzimmer, Rechner im (Heim)Büro oder Jugendzimmer – abzuleiten wäre. Soll der Fernseher, erweitert um Multimedia-Kapazitäten und ausgestattet mit einem Anschluß an die Netzwerke der Information und Unterhaltung, den PC über kurz oder lang arbeitslos machen? Oder ist es eher der Computer, der die „unintelligente TV-Kiste“ schluckt und Fernsehen zu einem unter vielen Acessoires einer digitalen Wunderwelt werden läßt? Schwer abzusehen.
Tatsache ist, daß sich die Mogule der Computerszene – von Bill Gates bis Steve Jobs, von Andy Grove bis Larry Elisson – mehr und mehr für die Möglichkeiten interessieren, die ein Verbund mit dem althergebrachten Medium mit sich bringt. Angebote wie „Web TV“ (www.webtv.net), so enttäuschend sie im Vergleich zu den vollmundigen Visionen mancher Propheten real auch sein mögen, geben eine Vorahnung von dem, was auf uns zukommt. Tatsache ist aber auch, daß sich die traditionellen Fernsehanbieter mehr und mehr auf ein Terrain vorwagen, das nicht zu ihrem ursprünglichen Wirkungsbereich zählt – von eher lahmen, buntbunten und inhaltsleeren PR-Seiten im World Wide Web, die sich mittlerweile fast jeder Würstelstand leistet, bis hin zu komplexen Informations-Angeboten wie ORF.ON, einem neuen Dienst des heimischen Monopol-Unternehmens.
Netz-Pioniere und Medienrechtler wenden ein, daß es wieder einmal zu einem Zusammenschluß von Giganten kommt (in Österreich sind etwa der ORF und die Post verbandelt, in Deutschland Microsoft und ZDF), Programm-Zwangsentgelte für die Aufschließung neuer Geschäftsfelder zweckentfremdet werden und der Spielraum für unabhängige Newcomer erdrückend eng wird. In England etwa wurde der BBC untersagt, hier ebenfalls in den Markt zu drängen. Ob sich die Online-Angebote in absehbarer Zeit rechnen, wird zudem allerorten bezeifelt.
„Die Gleichsetzung von TV und Internet ist ein kolossales Mißverständnis“, befand das Magazin „pl@net“. „Das Fernsehen braucht passive Konsumenten, das Netz setzt dagegen einen in hohem Maße kommunikativen und aktiven Nutzer voraus. Sicher, man kann daraus Fernsehen machen. Aber wollen wir das?“. Nun: zumindest die TV-Freaks, die nochmals die besten Witze von Harald Schmidts Web-Site abrufen, werden nichts dagegenhaben…
(TELE)