Einspruch!

11. Oktober 2000

Hätte mir ja nie träumen lassen, eines Tages im Intercity Berlin-Hamburg zu sitzen und eine Ehrenerklärung für Phil Collins in die Notebook-Tastatur zu hämmern. Aber es muß sein, meine Herren (Damen sind meines Wissens nach am diesen Schreibdrang auslösenden Fauxpas nicht beteiligt).

Wer zum Teufel kommt anno 2000 auf die Idee, den Pop-Pensionisten Collins für die Veröffentlichung einer ”Best Of”-CD mit einer ”Warnung” abzustrafen? Ausgerechnet mein Lieblings-Nachrichtenmagazin. Und dann der diabolisch verschmitzte Nachsatz, daß „am passenden Schaumbad zur CD noch gearbeitet wird“. GÄHN. Nein: GÄÄÄÄÄHN. Das ist ja mindestens so originell wie die Idee, Günter Nenning und Kurt Krenn (deren Hautausschlag-Faktor eine eigene Kolumne füllen würde) über ”Taxi Orange” richten zu lassen. Leutln, bitt’schön.

Erstens: Phil Collins hat auch Songs geschrieben, die Klasse und Esprit haben. Und auf einer ”Best Of”-Kollektion – die allein die Plattenfirma verantwortet und Herrn C. selbst wahrscheinlich ziemlich am Arsch vorbeigeht – hoffentlich mit drauf sind. ”In The Air Tonight” etwa.

Zweitens: wenn man den Briten schon kategorisch zum exemplarischen Beelzebub der Schmalz- und Schmuse-Muzak -und damit des Grauens an sich – (v)erklärt, wieso lacht uns drei Seiten weiter wiederum die Bestie entgegen, diesmal mit den Gesichtszügen von Udo Jürgens und den Spice Girls?

Und, drittens: Phil Collins ist für die Popwelt von heute – und ihre vermeintliche oder reale Misere – schlicht irrelevant. Überlaßt den Mann doch den formatlosen Formatradios dieser Welt. Und sagt mir, wo es das neue Kruder & Dorfmeister-Schaumbad, passend zum Designer-Bademantel, zu kaufen gibt.

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