Herzlich willkommen in dieser meiner bescheidenen virtuellen Hütte. Ich habe Schaumwein eingekühlt. Wenn das so weitergeht, kann ich morgen einen runden Fünfundzwanzigtausender feiern.
25.000 Zugriffe auf diesen Blog (dieses Blog?, bin immer noch unsicher, ob Weblogs jetzt männlich oder sächlich sind… Plädiere, zeitgeistsensitiv, final für einen weiblichen Artikel… aber ich irre vom Thema ab) nämlich. Kann, soll, darf man auf ein derartiges Jubiläum stolz sein? Im Schnitt hat diese Seite so um die fünfzig Besucher täglich, und die meisten verirren sich hierher, weil sie Stichworte wie „Falco“, „Schallplatte“, „Ö3“ oder „Roxy Music“ in die Google-Suchzeile eingegeben haben. Soll sein, klein, fein. Und mein. Mein Archiv nämlich. Ein öffentlich zugängliches Archiv. Voller Artikel, Kolumnen und Kommentare, die ich zuvor meist schon andernorts veröffentlicht hatte (ja, doch, in Old School-Printmedien, gegen Bezahlung!). Im Gegensatz zu vielen Bloggern – die dafür meinen Respekt haben – schrieb und schreibe ich nur selten etwas exklusiv für diese intime Lesergemeinde. Das erschiene mir denn doch ein wenig als Energie- und Ressourcenverschwendung. Oder sagen wir so: bislang verspürte ich nicht den inneren Antrieb, mich intensiver der Blogosphäre zu widmen.
Ich will’s nicht verschreien, aber das könnte sich ändern. Und kurioserweise ist immer ein Mann daran (mit) schuld, der mich nun auch schon mehr als fünfundzwanzig Jahre durch’s Leben begleitet, um es mal so prosaisch zu formulieren. Das verbindet, bei allen Abstossungskräften, die gelegentlich auch querschlagen, als hätte man einem Magneten das falsche Ende zugekehrt. Der gute Mann heisst Martin Blumenau, und mit aller gebotenen Vor- und Rücksicht wage ich ihn als Freund zu bezeichnen. Und Pappenheimer. Blumenau, ein Überzeugungstäter vor dem Herrn, war schuld daran, daß diese Site „on air“, also online ging – der Aufhänger und Anlaß (nachzulesen hier) war definitiv kein biographisches Highlight. Weder für ihn. Noch für mich.
Sagen wir so: es handelte sich um eine (wie mir ungebrochen dünkt) notwendige Auseinandersetzung. Die zu allerhand Erörterungen, Erkenntnissen und auch zu substantiellen Detailverbesserungen geführt hat. Zumindest empfinde ich heute das Reizthema „Zensur“ auf fm4.at nicht mehr als solches. Nur das Stalin-Konterfei würde ich, nebstbei, nicht mehr zur Illustration der Causa heranziehen. Im Oktober 2005 hab ich’s getan, da wusste ich noch nicht so recht Bescheid in Sachen Netiquette. Doch was liegt, das pickt, wie man so sagt. Im World Wide Web sollte man sich das doppelt und dreifach hinter die Ohren schreiben.
Nun, etwas mehr als drei Jahre später, spielt’s abermals Granada. Warum? Weil gerade Intellekto-Wrestling en vogue zu sein scheint in der heimischen Medienarena. Nicht nur „Presse“-Chefredakteur Michael Fleischhacker und „Falter“-Doyen Armin Thurnher prügeln und stechen aktuell aufeinander ein (allright, Thurnher mit vergleichsweise feiner Klinge), aus vergleichsweise nichtigem Anlaß, sondern auch Freund Blumenau und Freund Fluch. Der Karl hat dabei aber keinen Karl, wie mir scheint. Und der Martin ist auch ein wenig gefangen in der sich selbst zugedachten Rolle des Hauruck-Provokateurs im Auftrag der Denkrevolte. Tja. Eigentlich gings und geht’s hier, hier und in unmittelbarer Folge hier und hier um – nichts. Oder zumindest nicht viel. Eventuell eine persönliche Verstimmung. Eventuell auch um eine Generalrettung des österreichischen Musikjournalismus und seiner Protagonisten.
Jedoch, ohne das (insgesamt wenig erhellende) Hickhack nochmals aufdröseln, analysieren oder gar ausführlicher kommentieren zu wollen: der Anlaßfall, ein routiniert-belangloser „Standard“-Artikel zur Historie und zum Status Quo von Franz Ferdinand, aufgehängt weniger am Live-Auftritt beim FM4-Fest als am neuen Album, war als vermeintliches Negativbeispiel schlecht gewählt. Weil insignifikant. Die Kritik an der Kritik unsachlich, überspannt, unnötig. Das teilte ich Blumenau mit. Online. Öffentlich einsehbar. Ich war somit, zugegeben, nicht nur Zaungast beim Insider-Infight, sondern mischte ein klein wenig mit. Thema, Protagonisten und Procedere – allesamt aufreizend. Meine Freundin, die sich aus derlei notorisch raushält (bis ihr professionell und/oder persönlich der Kragen platzt, was selten vorkommt), beschimpft mich dann als weiteren bösen Buben im Böse-Buben-Zoo. Und sie hat ja nicht gänzlich unrecht (und keinen Facebook-Account).
Aber man kann nun mal schwerlich raus aus seiner Haut. Hie Glashaus, da Steine. Und es ist, hoppla!, lasterhaft lustig und latent lehrreich, sich in dieser postmodernen Denksporthalle zu tummeln. Und eventuell noch extraordinär zu exhibitionieren. Affenzirkus 2.0. Wenn dann der Zeiger zuckt, dann kitzelt das das Ego doppelt. Irgendein Kommentator (zeitgemässer: Posterboy) hat diese Seite im „Standard Online“ verlinkt, und das treibt die Zugriffszahlen in ungeahnte Sphären. Mehr als 500 Zugriffe verzeichnete das WordPress-Dashboard heute, und gestern waren’s nicht viel weniger. Na bumm. Da geht die Elektropost ab. Vielleicht sollte ich einen Online-Kiosk aufmachen, und die neugierigen Flaneure mit Würsteln, Bier und Senf bewirten. Oder Kontakt mit einer Agentur aufnehmen und Banner schalten. Oder Rupert Murdoch anrufen. Werd‘ ich am Ende noch, Blumenau und Fluch sei’s gedankt, reich und berühmt mit prima Primatenkacke und Blog-O-Matic-Sekundär-Absonderungen?
Nö. Nicht die Bohne. Nicht der Funken einer Chance. Das ist auch gut und gerecht so. Keine Ahnung, was man hier zu finden glaubt oder hofft, ich plädiere auf Freispruch. Dank mildernder Umstände. „That’s entertainment!“, frei nach The Jam. Zumindest ein paar kurzweilige Zeilen werden sich schon finden (wenn auch nicht von jener erregten Dringlichkeit wie in der Blumenau-Fluch-Schlammschlacht vor johlendem Publikum). Zeilenhonorar fürs Lesen gibt’s keines. Dabei ist das hier keine (!) Zweitverwertung.
Sondern ein beiläufig hingekritzeltes, eigenadressiertes, bügelfaltenfreies Jubiläums-Billet.
Und das Medium die Botschaft. Danke für die Blumen, danket Blumenau im speziellen, lasst Fluch in Ruhe, hört die neue Franz Ferdinand-CD (die ist nicht schlecht), meinetwegen auch 1000 Robota oder Kurt Sowinetz („Alle Menschen werden Brüder“), startet einen eigenen Meta-Blog, geht jetzt schlafen, es ist spät, auf Wiederlesen.
P.S.: Der Lach-Satz des Jahres 2009 ist übrigens auch schon öffentlich dokumentiert, kurioserweise vom Urheber selbst – hier.… „Mein Essen bestand aus einem halben Grillhuhn und einem kleinen Bier“.
P.P.S.: Knecht hat mich in den Facebook-Wahnsinn reingetrieben. Darüber wird auch noch zu reden sein.