MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der “Presse am Sonntag” (20) Kann uns „Schwarm-Intelligenz“ erklären, was wirklich gegen die verdammten Gelsen hilft?
Eine Agenturmeldung verhiess unlängst, US-Forscher hätten einen Ionenantrieb entwickelt, der ein Raumschiff in nur 39 Tagen den Mars erreichen lässt. Nun: es muss ja nicht gleich ein Weltraum-Ausflug, ein Kernfusions-Reaktor ohne Nebenwirkungen, die Zeitmaschine oder gar ein niedliches, kostengünstiges Perpetuum Mobile sein, das man sich von unseren Daniel Düsentriebs erwarten würde. Gelegentlich tut’s auch etwas Alltagstaugliches, Handfestes, ganz und gar nicht Abgehobenes. Ein wirksamer Schutz gegen Gelsen etwa. Das wäre eine Erfindung, nach der die Welt schreit (in diesem Sommer lauter denn je), und die ihren Schöpfer umgehend zum Multimilliardär machen würde.
Ich meine, nebstbei, einen wirklich wirksamen Schutz gegen die lästigen Blutsauger. Hausmittelchen aus Grossmutters Erbschatz, wie Essigeinreibungen oder Katzenminze, mögen ja ein wenig helfen. Und sei es nur als Placebo. Gelsenstecker, Radiofrequenzen für hochfrequente Töne, UV-Lampen und sonstiger Technik-Schnickschnack tut es meist nicht. Oder täusche ich mich?
Neulich hat man mir eines dieser „Bite Away“-Geräte empfohlen, erhältlich um knapp 30 Euro in jeder besseren Apotheke. Es soll zwar nicht präventiv gegen Insektenstiche wirken, die Folgen von Bissen und Stichen aber unmittelbar lindern. Und zwar durch lokale Erhitzung und Zersetzung der Eiweissmoleküle des Gifts, das die Biester in wandelnde Blutkonserven wie unsereins injizieren. Und, wirkt’s? Ich bin mir (noch) nicht sicher. Irgendwie ja, der kurze Hitzeschmerz scheint jeglichen Juckreiz zu übertönen. Anderseits kratze ich mich dennoch unablässig, „Bite Away“ hin oder her.
Nun taucht ja der Begriff „Schwarm“ in letzter Zeit nicht nur im Zusammenhang mit Gelsen auf. Sondern auch mit Menschen. Präziser: „Digital Natives“. Also Leute wie Du und ich, die ihre Nase gern ins Internet stecken. Damit zu einem kleinen Experiment 2.0: zapfen wir doch die kollektive Intelligenz und Erfahrung dieses Menschenschwarms an (warum soll „Die Presse am Sonntag“ nicht können, was Facebook & Co. vormachen?). Ich frage Sie also, egal ob Atomphysiker, Astrobiologin oder Hausfrau: hilft „Bite Away“? Oder ist es Humbug? Antworten nächste Woche an dieser Stelle. Die Erlösung durch „Crowd Sourcing“ mag ich aber auch nicht garantieren.