MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (32) Ausgerechnet Apple schiebt das gute, alte UKW-Radio vom Abstellgleis in die Auslage.
Ich bin ja – entschuldigen Sie bitte die unentgeltliche Werbeeinschaltung – an einer Radiostation beteiligt. Und zwar an lounge.fm, einem kleinen, feinen Privatsender im Raum Linz/Steyr/Wels, der sich soweit wacker gegen Ö3 und den Rest der „Die grössten Hits der Achtziger, Neunziger und von heute“-Heulbojen schlägt. Wie einst ein einzelnes Dorf im von den Römern besetzten Gallien. Man hat mich gewarnt: Geld zu verdienen ist mit derlei Ambitionen eher nicht. Aber ich bin nun mal sentimental veranlangt. Und dem Medium Radio verfallen.
Den Rundfunkkapitänen von heute bereiten sowieso weniger die Nachbar- und Nischensender Sorgen: alle kochen nur mit Wasser. Und Ultrakurzwellen. Die eigentliche Konkurrenz kommt anno 2009 aus dem Internet. Es müssen nicht unbedingt Webradios sein. Auch Musik-Streaming-Dienste, YouTube, MySpace, Facebook, Twitter et al kosten Zeit, Aufmerksamkeit und Hörer. Was heute eine anständige UKW-Station sein will, hat zusätzlich ein halbes Dutzend Online-Kanäle, eine aufwändige Homepage samt interaktivem Community-Service und natürlich Aussenposten in allen erdenklichen Social Networks zu bieten. Und trotzdem schaut die Dampfradio-Behübschung oft vergleichsweise alt aus.
Da kommt ausgerechnet Apple ins Spiel. Das US-Paradeunternehmen hat ja gern mal die Nase ganz weit vorn (und auch aufreizend hoch oben, wie manche meinen). Diese Woche erst präsentierte man wieder neue Gerätegenerationen und abermalige Rekordgewinne. Dabei bin ich noch nicht mal dazu gekommen, ein kurioses Detail der aktuellen „iPod nano“-Linie aus voller Brust zu loben: der ebenso winzige wie beliebte MP3-Player besitzt – zusätzlich zur üblichen Funktionalität – eine Videokamera, ein Mikrofon, Lautsprecher und einen eingebauten Schrittzähler. Und, hoppla!, ein UKW-Radio.
Noch dazu eines, das man quasi anhalten kann: die „Live Pause“-Funktion ermöglicht fünfzehn Minuten virtuelles Zurückspulen. Am Display werden Informationen zum gerade gespielten Titel angezeigt. Und ein Klick markiert den Song, um ihn eventuell später im hauseigenen iTunes Music Store einzukaufen. Was bislang nur mit den Nanos funktioniert, wird Apple wohl bald auch am iPhone undiPod Touch nachrüsten. Famos!
Wenn die Zukunft solchermassen image- und hardwaretechnisch gesichert ist, kann man sich wieder verstärkt dem Programm widmen. Auf lounge.fm läuft übrigens gerade Air, „Radio Number One“. Sie sollten mal reinhören. Gern auch per iPod.
25. Oktober 2009 um 7:07 am
[…] Siehe auch Gröbchens Maschinenraum in der Presse am Sonntag vom 25. 10. […]