MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (78) Niemand möchte – im doppelten Wortsinn – mehr löhnen für Musik, Texte, Fotos, Filme, Medien generell. Aber wir bezahlen trotzdem.
Ein rotes Tuch ist ein vergleichsweises harmloses Sinnbild für meine letztwöchige Kolumne. Die paar Worte zum spröden Thema „Urheberrechtsabgabe auf Festplatten“ liessen die Leitungen heisslaufen. Und die Zugriffe auf meinen Blog in die Höhe schnellen, dass es nur so schnalzt. Natürlich ist es eine unpopuläre Position, einen Pauschalaufschlag für immaterielle Güter und Werte zu verteidigen. Eine versteckte Kultursteuer quasi, die übrigens auch auf Drucker, Kopierer, Satellitenschüsseln u.ä. erhoben wird. Aber wie heisst es so schön: it’s a dirty job but someone’s gotta do it. Und, nein, ich werde dafür nicht von der AustroMechana oder einer der (zu) vielen anderen Verwertungsgesellschaften bezahlt.
Das Thema, so strittig es auch sein mag, ist ein höchst wichtiges. Und dringliches. Wie lassen sich Künstler und Kreativindustrie im Digitalzeitalter entlohnen? Diese Ära kennt, was Text, Ton, Code, Bild und Bewegtbild betrifft, kein Original und keine Kopie mehr, somit kein Produkt im klassischen Sinn. Alles ist – fast – beliebig verfügbar. Und für jene, die auf eine faire Balance zwischen Produzent und Konsument pfeifen, natürlich kostenlos zu haben. Gar nicht mal illegal übrigens, denn das Recht auf Privatkopie ist verbrieft. Nur en detail so von der Zeit überholt wie das eigentümliche Wortgebilde „Leerkassettenabgabe“. Aber die funktioniert, seit Anfang der achtziger Jahre, und muss nur den Gegebenheiten von heute angepasst werden. Wie ich schon letzte Woche schrieb: Kultur-Flatrates, Steuern auf Datenmengen und Transferkapazitäten und Modelle, die auf freiwilligen Spenden und Micro-Payment-Erlösen basieren, tun dies nicht. Erprobterweise funktionieren nämlich. Eventuell noch nicht, man wird sehen.
Die Verteilungskämpfe der Zukunft sind bereits im Gang. Dass ausgerechnet die österreichische Wirtschaftskammer, die ja jährlich über Zwangsbeiträge ihrer Pflichtmitglieder mehr als 150 Millionen Euro lukriert, sich gegen eine Pauschalabgabe für Künstler und Kreative starkmacht (obwohl sie auch die Content-Industrien vertritt), ist eine kuriose Fußnote. Aber vergleichsweise nebensächlich. Insbesondere im globalen Kontext. Ein Tipp: googlen Sie mal den Begriff „Netzneutralität“. Heisses Thema. Sehr heisses Thema. Allmählich geht es ans Eingemachte. Die Ökonomie oder Non-Ökonomie des Internet per se.
Wetten, daß Sie irgendwann auch diesen Text nicht mehr kostenfrei per Web-Browser lesen werden können? (ausser ich gestehe Ihnen das als Urheber absichtsvoll zu. Und „Die Presse am Sonntag“, die auch am Tropf der Presseförderung hängt, willigt ein). Steve Jobs hat dieser Tage für Verleger und Medienunternehmen einen Online-Kiosk in Aussicht gestellt, der ihnen weltweite Verbreitung ihrer Publikationen zu – im Vergleich zum Vertriebsaufwand für „Holzmedien“ – günstigen Konditionen verspricht. Die Leimrute ist ausgelegt. Und das iPad als prototypisch innovative Push/Pull-Plattform der vermeintliche Türöffner. Gröbchen-Klicken kostet dann ein paar Cent. Immerhin kann man sich freiwillig dafür oder dagegen entscheiden.
Was aber, wenn Ihnen zuvor schon, sagen wir: Mr. Profumo & seine Kollegen den letzten Cent aus der Tasche gezogen haben? Bleiben eventuell „Der Augustin“ (Sie dürfen ihn selbst lesen, bevor Sie ihn weiterverkaufen) und Trash-Gratiszeitungen. Mediale Klostersuppe, gesponsort von Mäzenaten, ominösen Stiftungen, Partei- und ASFINAG-Inseraten und pauschalen Content-Steuern. Offenen und versteckten. Tja.