Archive for Juli, 2012

Das Upgrade zum Downgrade

28. Juli 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (170) Die Verschlimmbesserung im Jahrestakt ist der Antriebsmotor der Autobranche. Nun auch bei Mazda. Leider.

Lug & Betrug im grossen Stil gibt es nicht nur im Polit- und Bankenfilz des schönen Landes Kärnten (dessen Bevölkerung sich allerdings allmählich wirklich die Frage gefallen lassen muss, warum sie sich dagegen nicht zu wehren weiß), sondern auch in der Automobilbranche. Die ist zwar längst nicht mehr so fett und rosig wie vor Jahren, aber immer noch einer der prächtigsten und mächtigsten Wirtschaftsmotoren weltweit.

Zugleich ist aber genau diese Branche auch einer der sensibelsten Sensoren und Indikatoren für das globale Konsum-Klima. Das Wort “Absatzeinbruch” fällt nun immer häufiger in den Vorstandsetagen. Es muss daher den krisengebeutelten Managern des japanischen Herstellers Mazda (Werbespruch: “Zoom-zoom”) äusserst sauer aufgestossen sein, als ihr Europa-Vizepräsident für Public Relations im Frühjahr 2012 der Untreue und Steuerhinterziehung angeklagt wurde. Er verschwand über Nacht in der Versenkung. Präziser: in Untersuchungshaft. Mutmassliche Schadenssumme: 10 Millionen Euro.

Irgendwie überrascht es dann doch nicht – der Balkan beginnt diesseits des Kleinwalsertales –, dass viele Täter- und Mitwisser-Spuren nach Österreich führen. Es gilt zu hoffen, dass „die exzellente Stellung Klagenfurts innerhalb des Weltkonzerns“ (so die „Kleine Zeitung“ über Mazda Austria, das seinen Firmensitz am Wörthersee hat) keinen Schaden gelitten hat.

Mit dem neuen CX-5 hofft Mazda nun – immerhin steht ein Drittel der Fabriks-Belegschaft zur Disposition – auf einen Aufschwung. Es ist, erraten, ein SUV, und das Prachtfahrzeug trägt ein mächtiges Haifisch-Maul. Wie neuerdings auch der beliebte Roadster MX-5. Dass ich insbesondere dieses Modell in mein Herz geschlossen habe, ist unter Freunden kein Geheimnis. Ich fahre seit vielen Jahren einen MX-5 der ersten Generation (das sind die Flundern mit den Klappscheinwerfern). Und das mit wirklich viel Spaß.

Ganz ernst werde ich allerdings beim Anblick der ersten Fotos des 2012er-Upgrades. Das Cabrio, das Ende der achtziger Jahre Vorbild und Vorreiter einer Armada offener Volkssportwägen war, wird immer gedrungener, verschmockter, uneleganter, kurz gesagt: hässlicher. Peugeot-like (haben die Franzosen nicht gerade Antrag auf Staatshilfe gestellt?). Das alles sei einer “stärkeren Aggressivität” geschuldet, entnehme ich der internationalen Motor-Presse.

Dabei täte Abrüstung not: der Zweisitzer setzt ja mit jeder neuen Zierleiste noch mehr Fett an. Dass nun ein “aktiver Stoßfänger” im Fall des (Un)Falls die Schockenergie absorbieren soll, ist wenig tröstlich. Denn eigentlich müsste das Ding noch im Schauraum der Händler in Funktion treten.

Werbung

Daniel versus Daniel

23. Juli 2012

„Musik aus der Wolke“ gewinnt, hierzulande aktuell getrieben durch TV-Spots und massive Print-Werbung von Deezer & T-Mobile, immer mehr Fans. Tatsächlich könnten Streaming-Anbieter eine kommerzielle Kultur-Flatrate bald zum gesellschaftlichen „common sense“ erklären.

Wissen Sie, wer der „wichtigste Mann der Musikbranche“ ist, zumindest dem paternalistischen Urteil des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ nach? Lucian Grainge? Paul McCartney? Doug Morris? David Guetta? Falsch geraten. Es ist Daniel Ek. Daniel Who? Nun, Ek hat vor nicht einmal sechs Jahren die Streaming-Plattform Spotify gegründet, gemeinsam mit Martin Lorentzon. Heute ist er ihr CEO. Einer der Schwerverdiener der Branche ist Ek allemal: laut „Sunday Times“ rangiert der in London lebende 29jährige Schwede auf Platz zehn der britischen Musik-Topverdiener. Mit einem Vermögen von rund 250 Millionen Euro – was seinem 15-prozentigen Aktien-Anteil an Spotify entspricht – liegt er gleichauf mit Mick Jagger. „Der brauchte allerdings“, merkte „Musikwoche“-Chefredakteur Manfred Gillig in einem Kommentar an, „mit den Rolling Stones fünfzig Jahre und viel sportliche Betätigung auf der Bühne, um so weit zu kommen.“

Gerecht? Nunja. „Business is war“, wie einst schon Atari-Kriegsherr Jack Tramiel verkündete. Das gilt auch und erst recht für die Post-PC-Ära. Ek liefert mit Spotify ein weiteres Beispiel dafür, wie Geschäftsmodelle im Internet funktionieren – von unten nach oben, Pioniere und „First Mover“ begünstigend, primär aufgeladen durch Phantasien, Zukunftshoffungen und Revenue-Perspektiven. Anders gesagt: bislang sind Streaming Services durch die Bank kein Geschäft. Es werden gerade mal die Claims verteilt, die Marken gebildet und die Märkte Land für Land aufgerollt.

Grosse Fragezeichen – to say the least – gibt es, was die Verteilung der Einnahmen, die durch Abonnements und Werbung erzielt werden, betrifft. Verwertungsgesellschaften sammeln erste Erfahrungen (und haben hoffentlich nur kurzfristige Verträge mit Spotify, Simfy, Juke, Qriocity & Co. abgeschlossen), Major-Manager studieren interessiert die Statistiken, kleinere Labels, Verlage und KünstlerInnen müssen sich bislang mit Kaffeesudleserei und vagen Prognosen begnügen. Die fielen in der Mehrzahl pessimistisch aus. Von Centbeträgen war zumeist die Rede, zumindest für unbekanntere Acts. Von Streaming-Einnahmen könne nicht einmal Lady Gaga leben, urteilten Analysten, und noch sei keineswegs erwiesen, dass man nicht zuvorderst den allmählich halbwegs funktionierenden legalen Download-Markt kannibalisiert.

Mittlerweile hat sich Spotify nach iTunes jedenfalls, so Insider, zum zweitwichtigsten Einkommens-Generator für die Musikindustrie entwickelt. Immerhin schüttet das Service – ähnlich Apples iTunes – zwei Drittel seiner Einnahmen wieder an Urheber, Verwerter und Distributoren aus. „Auf den ersten Blick wirkt Eks Vermögen krass im Vergleich mit den Centbruchteilen, die Urheber pro einzelnem Streamingabruf erhalten“, so „Musikwoche“-Beobachter Gillig. „Allerdings gilt im Internet mehr als sonstwo die alte Volksweisheit: auch Kleinvieh macht Mist.“

Unter uns: da schau’ ich mir Ende 2012 die Jahresabrechnung unseres Digitalvertriebs mal ganz genau an. Aber vielleicht sind mit „Musikindustrie“ ja auch nur Universal, Sony, Warner & EMI gemeint (die sich längst auch ihre Besitzanteile an Spotify gesichert haben), und eventuell ein paar den Indie-Verband Merlin dominierende, global agierende Vertriebe und Verlage mit angeschlossener Master-Akquisitionsabteilung. In Schweden jedenfalls hält Eks Streaming-Plattform nach Eigenangaben einen knapp 90prozentigen (!) Anteil am Digitalmarkt, in der ersten Jahreshälfte 2012 hat man eine Umsatzsteigerung für den gesamten Musikmarkt – in dem physische Produkte nur mehr rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen – von über einem Drittel erzielt. Good news für alle an der Wertschöpfungskette hängenden Protagonisten. Really good news. Vielleicht aber auch nur ein höchst insignifikanter Ausnahmefall.

In Österreich sieht’s anders aus. Bislang. Deutlich schaumgebremster, auch wenn sich die IFPI-Presseabteilung Jahr für Jahr redlich bemüht, die positiven Aspekte im Gesamtbild hervorzustreichen. Der grösste Erfolg ist jedenfalls, mit bequemen, innovativen, legalen Angeboten mehr und mehr Musikfans aus der Grauzone des File-Sharings und Gratis-Konsums zurückzuholen. Oder sie gar nicht erst dorthin abtauchen zu lassen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass hierzulande das absehbare Duopol iTunes/Spotify anno 2012 durch weitere, so überraschend wie frischfröhlich am Markt auftretende Konkurrenten aufgebrochen wird.

Zuvorderst ist es der französische Anbieter Deezer in Allianz mit T-Mobile Austria, der hier Wellen schlägt. Während sich Marktführer A1 nicht – wie ursprünglich vermutet und von Spotify auch gern gewollt – mit dem Streaming-Platzhirschen einigen konnte, zeitigt der den ganzen Sommer über mit massivem Werbeaufwand forcierte Deezer-Vorstoß „mehr als befriedigende Resultate“, wie man aus T-Mobile-Zentrale am Rennweg zu hören bekommt. Dass man sich nebstbei vorgenommen hat, die lokale Musikszene besonders in die Auslage zu stellen – der Autor dieser Zeilen trägt dazu aktuell als Berater der Deezer-Chefetage bei, das sei nicht verschwiegen –, darf auch als Signal verstanden werden.

Heisst es nun also: David gegen Goliath? Nein: Daniel versus Daniel. Denn Daniel Marhely jedenfalls, der auch noch keine 30 ist und Deezer anno 2007 gegründet hat, dürfte nicht nur in Frankreich, sondern absehbar auch im kleinen, feinen GSA-Testmarkt Österreich am Leader-Status von Daniel Ek kratzen. 18 Millionen Musiktitel, 20 Millionen Nutzer, sechs Millionen „Unique Visitors“ pro Monat und mehr als 1,4 Millionen Premium-Abonnenten weltweit machen sich ganz gut; hierzulande wird man wohl bald eine fünfstellige Anzahl von Deezer-Nutzern gewonnen haben. Unlimitierte „All Inclusive“-Tarifpakete nach T-Mobile-Muster könnten der „Musik aus der Wolke“ den Weg freimachen, direkt in die Schulklassen, Wohnzimmer, Smartphones und Gehörgänge einer ganzen Generation hinein. Sie kommen dabei der Idee einer „Kultur-Flatrate“ auf freiwilliger Basis technisch, soziologisch und ökonomisch schon verdächtig nahe. Debattenstoff galore.

Telekommunikations-Dienstleister als Bulldozer der Musik-Revolution? Lassen wir die Kirche im Dorf: noch steckt Audio-Streaming in den Kinderschuhen. Noch sind wir alle in der Experimentier-, Entwicklungs- und Evaluierungs-Phase. Noch muss ein Silberstreifen am Horizont keinen ewigwährenden Sonnenschein bedeuten. Noch gilt es eine faire Balance aller Kräfte, Marktteilnehmer und Interessen herzustellen. Noch müssen die Fans mit kompetentem Service, klarer Kommunikation, attraktiven Preisen und appetitweckender „All you can eat“-Repertoirebreite langfristig überzeugt werden. Um die zündende Wirkung des Treibsatzes für die potentielle Business-Rakete – Musik, Musik, Musik – müssen wir uns keine Sorgen machen.

Noch, nein: einmal mehr gilt das Prinzip Hoffnung. Stärker jedenfalls als all die Jahre zuvor.

Das Berliner Raumfeld

21. Juli 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (169) HiFi-Lautsprecher besitzen in Zukunft WLAN-Antennen und USB-Anschlüsse. Teufel auch!

Teufel auch? Ja, aber nicht nur. Habe ich überhaupt schon ein Ticket nach Berlin gelöst? Wird allmählich Zeit. Denn vom 31. Aust bis 5. September findet dort die “Internationale Funkausstellung” (kurz: IFA) statt. Und wenn es eine Messe in Europa gibt, die wirklich Gewicht hat in Sachen Unterhaltungs- und Konsumelektronik, dann ist es die alljährliche Innovationen-Show unter dem 1926 erbauten Berliner Funkturm. Anno 2012 halten einen eintausendzweihundert Aussteller aus zweiunddreissig Ländern ganz schön auf Trab.

Es gibt eben aber auch noch einen anderen guten Grund, an die Spree zu reisen: einen Besuch beim Lautsprecher-Spezialisten Teufel. Das Unternehmen zählt heute zu den absoluten Grössen der Branche, nicht zuletzt, weil es seine Erzeugnisse ab Fabrik direkt an Endkunden verkauft. Und so in punkto Preisgestaltung generell generös kalkulieren kann. Wer den Fachhändler als Berater und Einflüsterer vermisst, darf acht Wochen ungeniert daheim probehören. Bei vollem Rückgaberecht. Das Teufel-Management agiert aber nicht nur geschäftlich clever, sondern auch entschieden zukunftsorientiert. Drahtlosigkeit ist ja längst das Thema No. 1 bei Schallwandlern aller Art, nicht nur auf der IFA.

Vor zwei Jahren wurde also die Raumfeld GmbH aufgeschnupft, ein Spezialist für Audio Streaming. Seitdem bastelt man in Berlin frischfröhlich an einem Sortiment innovativer Produkte, das selbst namhafte Konkurrenten wie Sonos, Dynaudio, JBL, Bose oder Canton tendenziell etwas behäbig wirken lässt.

Das aktuelle Top-Produkt der Teufel-Raumfeld-Linie ist der “Speaker L”. Eine ausgewachsene Standbox in elegantem Schleiflack-Weiss – mit eingebauten 85 Watt-Verstärkern, also “aktiv”. Anzusteuern per PC über USB oder, eben drahtlos, eine WLAN-Verbindung. Oder über einen eigenen Controller. Oder, fast noch schicker, über Apps auf dem iPhone, iPad oder Android-Smartphone. Knapp 1300 Euro für eine solche Anlage sind ein probates Angebot. Kombiniert mit einem Musik-Server – manchen wird da das Handy reichen, andere bevorzugen ein NAS-System oder einen Computer randvoll mit hochauflösenden Musik-Files – ergibt das ein mächtiges Hör-Gerät. Es klingt, Ehrenwort!, (in seiner Preisklasse) allerfeinst. Das Design der Boxen mag etwas konservativ, ja altbacken wirken, aber technisch ist’s State Of The Art.

Sie müssen sich ja nicht gleich mir ins Flugzeug setzen, um das nachzuprüfen. Die Berliner liefern, Teufel auch!, frei Haus über die Grenze.

Faltplanlos im Billigstauto

14. Juli 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (168) Wenn Apple und Google die Strassenkarte ersetzen, wozu dann ein teures Navi?

“Die fetten Jahre sind vorbei.” Dieses Resümée, das nicht wenige Mitmenschen gerade auf einer höchstpersönlichen ökonomischen Ebene treffen, hat den österreichischen Regisseur Hans Weingartner zu einem Filmtitel inspiriert. Eine Fitnesscenter-Kette hat den Spruch, nicht unoriginell, ebenfalls zu ihrem Werbeslogan erkoren.

Eventuell hat ja auch die Werbeabteilung der Billig-Automobilmarke Dacia mit dem Gedanken gespielt, das neue Modell “Lodgy” mit offensiv-nüchternem Realismus anzupreisen. Denn was übrigbleibt, wenn man Protzomobile auf das Notwendigste abspeckt, kann immer noch beeindrucken. Und tut es auch. Vor allem durch ein – der in Rumänien gebaute Familien-Van hat einen Basispreis von unter zehntausend Euro – Kosten-/Nutzen-Verhältnis, das jeden Porsche Cayenne-Besitzer zum eitlen Idioten erklärt. Da kostet ja oft schon das Navi soviel wie bei Dacia das ganze Auto.

Aber lassen wir das. Porsche-Fahrer pauschal zu schmähen ist in etwa so originell wie gegen “Titanic”-Titelbilder per einstweiliger Verfügung vorzugehen (erst recht, wenn man der römisch-katholische Stellvertreter Gottes auf Erden ist. Aber auch die Satirebibel “Titanic” war schon mal gewitzter…). Selbst frühere Ö3-Moderatoren, die einst Carrera fuhren und heute meinen, sie bräuchten derlei “Penisprothesen” nicht mehr, dürfen als unglaubwürdige Renegaten abgehakt werden.

Bleiben wir also bei den Navigationssystemen. Daran lässt sich einiges festmachen. Dass fix eingebaute Geräte in der Regel masslos überteuert sind, hat nicht nur der Konsumentenschutzverein registriert. Dass andererseits Smartphones und mobile Navis – deren Billigst-Varianten nunmehr schon zu zweistelligen Preisen verschleudert werden – oft auch nicht das Gelbe vom Ei sind, weiss jede/r, der/die sich mit dem üblichen Gewirks aus Saugnäpfen, Ladekabeln, kleinen Displays und unverständlichen Sprachansagen herumärgert. Und das aufkeimende Duopol der Giganten Google/Apple: wollen wir das wirklich?

Der Navi-Spezialist Garmin hat mich – ungefragt, aber durchaus willkommen – zu Testzwecken mit einem aktuellen Premiummodell, dem “nüvi 3590”, ausgestattet. Ich fahr’ jetzt mal mit dem Ding in den Urlaub. Und sag’ Ihnen dann ganz entspannt, ob es etwas kann. Und insbesondere das Preis-/Leistungsverhältnis passt. Oder ob man auch mit einem Faltplan sein Auslangen finden könnte.

P.S.: Wie die „AutoRevue“ verrät (und dort sitzen eher keine Dacia-Fans), besitzt der „Lodgy“ ein großes, eingebautes Touchscreen-Navi, „natürlich zum Knüllerpreis von 450.- Euro, und das Gerät kann die Karte sogar in 3D animieren.“ Aber hallo.

Triumphe & Tragödien

7. Juli 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (167) Sergio Pininfarina war der Schneider vieler nach Benzin duftender Träume. Mit seinem Tod ist eine Epoche zu Ende gegangen.

Ferrari 375MM Spider. Bentley Azure. Ferrari P4/5. Lancia Beta Montecarlo. Ferrari Dino 246 GT. Peugeot 306. Alfa Romeo Spider Duetto. Lancia Aurelia PF200. Alfa Romeo Stradale P33 Roadster. Fiat Dino Spider. Alfa Romeo 33-2. Ferrari 288 GTO. Fiat Abarth 2000 Scorpio (Concept). Ferrari 250 GTO. Ferrari 275 GTB. Alfa Romeo Giuletta Spider. Ferrari 400 Superamerica Cabriolet. Fiat 130 Coupé. Ferrari 512S Modulo (Concept). Ferrari 512S Berlinetta Speciale (Concept). Chevrolet Corvette Rondine. Peugeot 406 Coupe. Ferrari 365 GTB4 Daytona.

Wenn Sie diese “Dream Car”-Kollektion – die Liste ist unvollständig – für einen feuchten Bubentraum halten, haben Sie nicht ganz unrecht. Aber wie sonst soll man einem der grössten Designer der Geschichte des Automobils huldigen, ohne einen Diaprojektor, ein Auto-Quartett oder eine einschlägige Panini-Pickersammlung bei der Hand zu haben? Sergio Pininfarina, vielleicht der begnadetste aller Blechschneider des 20. Jahrhunderts, starb diese Woche in seinem Haus in Turin. Im Alter von 85 Jahren.

Ich habe, ehrlich gesagt, elegant trauernde und ausführlich bebilderte Nachrufe in heimischen Qualitsblättern vermisst. Denn natürlich dreht sich beim Thema Motorisierung vieles, wenn nicht alles (auch) um Sehnsucht und Imagination. Und Pininifarina hat dazu nicht weniger beigetragen als, sagen wir, Siegfried Marcus, Gottlieb Daimler, Professor Ferdinand Porsche oder Commendatore Enzo Ferrari himself.

Okay, der Ferrari F40 war nicht sein grösster Wurf. Den NSU RO80 – eines der fortschrittlichsten Modelle der siebziger Jahre – haben die Haus-Designer besser hinbekommen. Und der beliebte Oldie 124 Spider (ursprünglich eine Konstruktion von Fiat, dann bis 1985 als “Pininfarina Spider Europa” verkauft) sieht zwar ungebrochen formidabel aus, darf aber ruhigen Gewissens – ich habe einen besessen – als rasant rostende Gurke bezeichnet werden. Zuletzt hatte Pininfarina generell keine glückliche Hand mehr, jedenfalls, was die Geschäfte seines Firmenimperiums betraf. „Triumphe und Tragödien“ wäre ein trefflicher Titel für eine Biographie des Mannes. Überhaupt sind die Zeiten ja nicht die besten für Benzindroschken-Schwärmereien.

Dennoch: wer sein Kraftfahrzeug nicht strikt als Faraday’schen Käfig mit Lenkrad, Hupe und Handschuhfach betrachtet, wird wohl obige Aufzählung (und zusätzlich die Namen der putzigen Elektro– und Hybridautos, die der Designer schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als Studien vorstellte) in Sergio Pininfarinas Grabstein meisseln wollen. Nur so als Vorschlag für eine würdige Inschrift.

Ich selbst muss allmählich aufpassen, nicht als notorisch nostalgischer Nachruf-Schreiber vom Dienst zu enden.

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