MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (174) Renaults Elektro-Spaßmobil “Twizy” ist die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat – fährt sich aber nicht unlustig.
Schade, dass nicht gerade tiefster Winter ist. Und zwar ein wirklich strenger Winter, mit Eis, Schnee und Minusgraden wie am Nordpol. Oder dass zumindest ein Regenguß herunterdonnert, als hätte der Himmel seine Schleusen schon seit Monaten nicht geöffnet – und liesse alles Wasser dieser Welt nun in einem Aufwaschen los. Denn so fand dieser Test unter Bedingungen statt, die etwas unfair sind: praller Sonnenschein verklärt jedes Golfwägelchen zum ultimativen Spaßmobil.
Daran, an ein Golfwägelchen nämlich, fühlte sich auch meine Freundin erinnert, als ich – endlich! – mit dem Renault “Twizy” vorfuhr. Das vierrädrige Elektromobil ist seit wenigen Monaten am Markt und zählt mit einem Preis von rund 8000 Euro zu den leistbaren Varianten des Fortschritts (dazu kommt noch eine monatliche Pauschale für die Batterie). Dass im Gegenzug Plastik das meistverwendete Material ist und das skurill gestylte Wägelchen – sein nächster Verwandter scheint der legendäre BMW C1-Roller zu sein, aber auch das Gefährt, das gerade am Mars Gesteinsproben einsammelt, lässt grüssen – etwas, hm, karg ausgestattet ist, nimmt man dann eventuell gerne in Kauf. Oder wartet halt doch auf den Renault Zoe, den E-Smart oder die Elektroversion des VW Up. Fenster, Autoradio und eine Batterie-Reichweite jenseits einhundert Kilometer dürften zumindest Pendler vermissen. Immerhin gibt es filigrane Plastik-Flügeltüren und Wärmeschutzdecken als Zubehör. Sie entschuldigen doch, dass ich letztere im Hochsommer nicht ausgepackt habe?
Insgesamt wirkt der “Twizy” wie eine fahrbare Studie für den urbanen Avantgardisten. Durchaus alltagstauglich, sofern man ein exhibitionistisch veranlagter Einzelgänger mit 230 Volt-Steckdose (Ladezeit: dreieinhalb Stunden) in der Garage ist. Für zwei erwachsene Menschen – sie sitzen hintereinander – wird’s doch eng. Kofferraum gibt’s auch keinen, zumindest nichts, was man ernsthaft so nennen könnte. Aber beschleunigen tut der Floh, oho! Höchstgeschwindigkeit: 85 km/h. An die bretterharte Federung gewöhnt man sich rasch. Wie überhaupt an die Idee, dass mehr und mehr Menschen Gefallen an solchen Entwürfen finden könnten.
In diesem Sinne, werte Maria Vassilakou, werter Michael Häupl: gestattet “Twizy”-Eigner(inn)en das Querparken! (es geht sich gut aus). Und befreit E-Mobile – wie etwa in Graz – von den lästigen innerstädtischen Parkgebühren. Denn in der City sind “Twizy” & Co. schon heute eine willkommene Bereicherung und Alternative.