Sonnenkraft

1. September 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (175) Ein Soundsystem mit Solar-Panel macht Sie
unabhängig vom Batterienachschub. Klingt gut, oder?

Es herbstelt. Unübersehbar. Man kehrt aus seinen Feriendomizilen, Badehütten und Wochenend-Refugien wieder in den schnöden und zunehmend kühlen Alltag zurück. Im Gepäck eventuell das eine oder andere Gerät, mit dem man sein Smartphone zur Ersatz-Stereoanlage aufgerüstet hat – und so der Sommerfrische einen individuellen Soundtrack verlieh (apropos: mein Sommerhit 2012 hiess “Nights” und stammt von den burgenländischen Pop-Weltbürgern Zeronic. Hören Sie garantiert nie auf Ö3, ausser bei Eberhard Forcher.)

Nun haben all die Lautsprechersysteme, Docking Stations und Soundblaster – man will ja nicht immer am Kopfhörer hängen – einen entscheidenden Nachteil: sie benötigen ein Stromkabel. Oder verschlingen Batterien wie nichts. Das geht ins Geld (ausser, man füttert die Batteriefächer listigerweise mit wiederaufladbaren Exemplaren). Und führt nicht selten zu ärgerlichen Deja-vús: die Stromversorgung klappt gerade dann nicht, wenn man sie am dringendsten braucht. Keine Steckdose in Reichweite, das Ladegerät verlegt, die Batterien – gerade noch halbvoll – ratzfatz leer.

Wenn Sie unter solchen Szenarios leiden – Gott gebe, dass Sie keine anderen Probleme plagen! – oder Ihr bevorzugtes Freizeit-Hideout eine einsame Berghütte ohne Stromversorgung ist, hätte ich einen Fingerzeig. Und lege Ihnen das Soulra XL ans Herz, ein “Solar Powered Sound System for iPod and iPhone”, wie die Gebrauchsanleitung (ja, sie kann auch deutsch!) das exotische, handtaschengrosse, probat klingende und nobel schwarz-rot gestylte Mehr-als-Kofferradio beschreibt. UKW-Empfang ist nicht drin. Auch die neuzeitliche und im konservativen Österreich erst unlängst abgeschmetterte Variante DAB+ fällt aus. Dafür gibts eine Klappe, hinter der Sie Ihr Mobiltelefon (das mit dem “i” im Namen) placieren – oder, wahlweise, einen Player, etwas unelegant, am Aux-Eingang anstöpseln können. Per Solar-Panel und Lithium-Ionen-Akku sind Sie damit energietechnisch autark. Zumindest, solange die Sonne scheint.

Jetzt darf nur Apple nicht zum Spielverderber werden. Sollten die Gerüchte stimmen und das nunmehr wertvollste Unternehmen der Welt seine Oberschlaumeier-Strategie mit proprietären Anschlüssen weitertreiben, passt das neue iPhone 5 nicht in das Soulra XL-Fach. Weil: neuer, kleinerer „Dock Connector“-Stecker notwendig (“proprietär” bezeichnet – hurtig das Online-Lexikon aufgeschlagen! – “herstellerspezifische Entwicklungen, die keine Rücksicht auf Standardisierungen nehmen”). Adapter wird’s natürlich geben – aber sie kosten, wie Batterien, Geld und Nerven.

Gut, vom Hauptquartier des Soulra-Herstellers Eton/Lextronix in Palo Alto, Kalifornien, zur Apple-Zentrale in Cupertino ist es nicht allzuweit. Als Fabrikant von Zubehör würde ich mich im Fall des Falles glatt ins Auto setzen. Und den zwangsinnovativen Apfelmännchen vor Ort meine Meinung kundtun. Nicht zuletzt im Namen unzähliger Konkurrenten, Händler und Kunden.

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