Archive for Oktober, 2012

Habt Acht!

27. Oktober 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (183) Glückauf, Windows 8! Mit dem neuen Betriebssystem könnte, nein: muss Microsoft ein Wurf gelingen.

Ich freue mich auf Windows 8. Und das, obwohl ich das neue Betriebssystem von Microsoft – anders als Abermillionen PC- und Notebook-Besitzer – eventuell nie nutzen werde. Jedenfalls nicht gerade oft. Ich bin ja der MS-Hemisphäre vor vielen Jahren schon untreu geworden und ins Apple-Lager gewechselt. Setze ich mich in unserem Büro an einen Computer, auf dem Windows läuft (in der längst veralteten XP-Variante, alle Upgrades danach wurden durchgehend ignoriert), tue ich mir inzwischen wirklich schwer mit der Bedienung.

Logisch, durchschaubar und elegant ist mir die Microsoft-Welt ja nie vorgekommen – der Hauptgrund für den Wechsel –, aber das soll sich jetzt definitiv ändern. Angeblich. Und tatsächlich lacht mich schon eine Schlagzeile der November-Ausgabe der Zeitschrift “Chip” an (es handelt sich dabei übrigens um das beste Technikmagazin des deutschsprachigen Raums): “Windows 8 schlägt Apple”. Es folgen 12 Seiten Testberichte. Reizt mich deutlich mehr als der abgeschmackte Schaukampf Sido vs. Heinzlmann.

Warum mich überhaupt eine Software interessiert, fragen Sie, die ich absehbar links liegen lasse? Dafür gibt es viele Gründe. Erstens kommt man an Betriebssystemen und ihren bunten Benutzeroberflächen im Alltag nicht vorbei. Und sei es nur, weil man mal zur Abwechslung oder in der Not das Handy der Freundin nutzt. Das neue MS-Paket ist – in diversen gerätespezifischen Versionen und Konfigurationen – als “Überall-Windows” konzipiert, es soll auf PCs, Laptops, Tablets (Microsoft steigt mit dem “Surface” erstmal dick in die Hardware-Produktion ein), Spielkonsolen und Smartphones laufen. Und mit seinem „Kacheldesign“ und Hang zur Touch-Bedienung überall mehr oder weniger gleich aussehen und funktionieren. Das ist ein relativ gewagtes Kozept, und es tobt auch schon die Diskussion zwischen Experten, Konsumenten und Kaffeesudlesern. Letztere beschwören ja seit geraumer Zeit das Ende des Giganten Microsoft herauf, sollte es nun nicht klappen.

Zweitens tut Konkurrenz nicht nur gut, sondern geradezu not. Für Apple nämlich, dessen OSX 10.8 (“Mountain Lion”) auch nicht das Elysium schlechthin ist – vor allem, weil man sich ständig um die Aufwärtskompatibilität seiner einst teuer erstandenen Hard- und Software Sorgen machen muß. Funktioniert dies noch, wird das noch erkannt, muss ich jetzt Update X installieren oder klappt es auch mit Version Y? Tim Cook, das nervt unendlich! Und natürlich tun, drittens, Monokultur, Duopole und Marktdominanzen generell nicht gut. Android & Co. vertragen wohl auch den einen oder anderen Gegenentwurf. Selbst Linux-Fans könnten einen Seitenblick wagen. Insofern: Glückauf, Microsoft! Mach’ was draus.

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Mutig in die neuen Zeiten?

22. Oktober 2012

Die „Festplattenabgabe“ beschäftigt professionelle Medienkommentatoren ebenso wie mitteilungsbedürftige Social Media-Aktivisten. Auf die Strasse bringt die spröde Sachfrage aber nur wenige. Und noch weniger unmittelbar Betroffene.

Im besten Fall war das, was am 17. Oktober im Jahr des Herrn 2012 beim Hochstrahlbrunnen am Wiener Schwarzenbergplatz seinen Auftakt hatte, ein Medienereignis. Denn es hievte das spröde Thema „Festplattenabgabe“ in die „Zeit im Bild“, und zwar nicht nur jene um Mitternacht, sondern auch in die Hauptausgabe um 19 Uhr 30, die von einer siebenstelligen Zahl von Zusehern zur Kenntnis genommen wird. Zudem widmeten sich Radiostationen, die nicht nur Musik dudeln (und davon leben), sondern am Rande auch ihre Produktionsbedingungen wahrnehmen wollen und können – allen voran Ö1 und FM4 – der Diskussion des Themas. Und, sieh’ an!, selbst das Gros der Zeitungen war voll mit Artikeln, Kommentaren und Erörterungen, worum es denn da eigentlich ginge, wenn sich „die Künstler“ mit Transparenten, Megaphon und Marschtrommel zusammenrotten. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit haben diese massive Berichterstattung auch politische EntscheidungsträgerInnen gesehen, gelesen und verstanden.

Im schlechtesten Fall aber war es eine Minderheitenzählung. Und somit eher kontraproduktiver Natur, weil ein Häuflein wackerer Demonstranten letztlich doch nur den Eindruck hinterlässt, das mit diesem Thema keine Wahlen zu gewinnen sind. Ja eventuell nicht mal ein Blumentopf. „Festplattenabgabe jetzt!“, diese Ansage dürfte nach Studium diverser Leserforen – vom „Standard“ bis zur „Presse“ –, Twitter-Einträgen und Facebook-Threads so ziemlich die unpopulärste sein, die man derzeit formulieren kann. Ausser vielleicht Unterstützungserklärungen für Dominic Heinzl. Zudem eine ebenso kuriose wie mächtige Koalition von (ohne Zwangs-Pauschalabgaben kaum lebensfähigen) „Sozialpartnern“ wie der Wirtschafts– und der Arbeiterkammer zu Gegnern zu haben, nebst dem Verband der Elektrohändler, Hewlett-Packard, DiTech, progressiven sozialdemokratischen Akademikerzirkeln und (schon etwas unsicher gewordenen) Grünen, das lässt einen schon eine gewisse Einsamkeit und existenzielle Verlorenheit spüren.

Auch an einer breiten Solidarität konnte man sich nicht wärmen: 27 Verbände – von der Gewerkschaft GdG-KMSfB über den Drehbuchverband Austria, den österreichischen Komponistenbund und die IG World Music bis zum Institut für regionale Sprachen und Kulturen – brachten gerade mal geschätzte 350 Mitglieder auf die Strasse, macht kaum eine Handvoll pro Verein. Kollegen und Kolleginnen der grossen Plattenfirmen wurden ebenso vermisst wie etwa der AKM-Generaldirektor oder namhafte (oder auch unnamhafte) Vertreterinnen und Vertreter der jüngeren Künstler-Generationen. Mutmassungen über den Altersdurchschnitt der „Festplattenabgabe jetzt!“-Marschierer ersparen ich mir und Ihnen. Am Wetter kann es jedenfalls nicht gelegen haben: strahlender Sonnenschein liess die Absenz vieler, die sich dann absehbar baldigst wieder um ein Almosen aus dem SKE-Fonds anstellen, in umso zweifelhafterem Licht erscheinen.

Nur die Gegendemonstration der Festplattenabgabe-Gegner fiel noch kläglicher aus: der „Standard“ berichtete über gerade mal sechzig Mitläufer. Aber die sind ja auch – Achtung, Ironie! – eher im Cyberspace daheim. Immerhin lassen sie sich dort auch Denkwürdiges für die non-virtuelle Welt einfallen. Mit Schildern und Tafeln mit Aufschriften wie „Fuck You Anonymous“, „Raubkopierer hassen Musik“, „Planquadrat fürs Internet“ und „Kultur muss ein knappes Gut bleiben“, die ungeniert-anarchistisch in die Ruiss-Wallfahrt eingeschmuggelt wurden, hatten sie nicht nur die Lacher auf ihrer Seite. Sondern wussten auch den einen oder anderen Beobachter nachhaltig zu verwirren.

Aber lassen wir das. Es macht wenig Sinn, die Dringlichkeit, Komplexität und Brisanz einer Sachfrage mit Zynismus, Minderheitenfeststellungen und Erbsenzählerei zu unterfüttern. Obwohl es natürlich bei der Festplattenabgabe zuvorderst um Zahlen, Empfängerkreise, Verteilungsspielregeln und Geld geht – und die allzu gern fix damit verbundene Grundsatz-Diskussion um das Urheberrecht im 21. Jahrhundert, ACTA, INDECT & Co. und ähnlich komplexe Topics oft nur eine vorgeschobene ist. Hier tobt ein Stellvertreterkrieg: hie eine Generation von alteingesessenen Schaltern und Verwaltern, die es – vorsichtig formuliert – über Jahrzehnte nicht geschafft (und wahrscheinlich auch nicht gewollt) haben, für Transparenz, Zukunftstauglichkeit und ein positives Rollenbild zu sorgen. Es gibt, so scheint’s, kaum Organisationen (ausser vielleicht Österreichs politischen „Alt“-Parteien), die breiten Bevölkerungsschichten anno 2012 unsympathischer erscheinen als Major-Musikkonzerne und Verwertungsgesellschaften, so ungerecht, ja lachhaft das bei ernsthafter Betrachtung auch sein mag.

Auf der anderen Seite lauert eine undurchsichtige Phalanx von Reformeiferern, Utopisten, Piraten, PC-Händlern, Geiz ist geil!-Konsumenten, Anonymous-Romantikern, Cyberspace-Philosophen, Google-Lobbyisten, Wirtschaftsfunktionären, ideologischen Ego Shootern, Gelegenheitsopportunisten, „Kunst hat recht!“-Hassern und konsumentenschutzbewegten Kämmerern. Was heisst lauern: selbstbewusst fordert man Parteistellung am Verhandlungstisch. Worüber aber lässt sich verhandeln, wenn einerseits die Festplattenabgabe pragmatisch längst vom Handel einkassiert wird (was bislang nicht zu Proteststürmen auf Konsumentenseite geführt hat und ganz klar die Frage aufwirft, wer die Millionen wem zurückzahlt, sollte es nicht zu einer Novellierung der Leercassettenabgabe kommen), andererseits wirklich konkrete, tragfähige, politisch und gesellschaftlich rasch durchsetzbare Alternativen nicht auf dem Tisch liegen? Sorry: Diskutieren gerne, ausführlich und jederzeit, aber es kann nun mal nicht der Auftakt eines konstruktiven Dialogs sein, dem Gesprächspartner in die Geldbörse zu greifen. Und sich selbst zu Robin Hood zu erklären.

Zu klären wäre in der Tat vieles. Zuvorderst: wie lässt sich die Wertschätzung für Kunst & Kultur im 21. Jahrhundert in konkrete Formen und Bahnen lenken? Warum verstehen so viele Kulturschaffende das gültige Regelwerk und Vergütungssystem nicht, mit all seinen Pros und Contras – und interessieren sich vielleicht auch deswegen nicht für die aktuelle Diskussion? Wie soll es weitergehen mit den Verwertungsgesellschaften? Wie kann man rasch für mehr Transparenz und Verteilungsgenauigkeit (und damit -Gerechtigkeit) sorgen? Wozu überhaupt diese Lobbyisten- und Kampagnenverliebtheit – können Kreative nicht für sich selbst sprechen? Wer darf als Mandatar mit am Verhandlungstisch sitzen und warum? Was könnten, nein: müssen die Ziele einer fairen Debatte sein? Und: was dürfen wir von der Politik erwarten – oder auch nicht? Man kann es nämlich mit gutem Recht für taktisch vorsichtig und klug halten, wenn anlässlich der immer dringlicheren Forderung nach Klärung der Situation SP-Kulturministerin Claudia Schmied (gegenüber den „Salzburger Nachrichten“) verkündet, dass die Festplattenabgabe „ein verhandlungswürdiger Schritt in die richtige Richtung“ ist und es wichtig sei, für eine „faire Entlohnung der Künstler zu sorgen“.

Mit gleichem Recht aber kann man anmerken, dass das gerade mal eine Zusammenfassung von Selbstverständlichkeiten ist. Und man solchermassen nicht gerade mutig in die neuen Zeiten aufbricht.

Freihändig zum Ziel

21. Oktober 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (182) Smartphones können mit billigen Navi-Geräten durchaus mithalten, notwendiges Zubehör vorausgesetzt.

Das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit. Heute zum Beispiel war ich mit einem Taxifahrer unterwegs, der sowohl ein Navigationsgerät (kurz “Navi”) als auch ein Smartphone auf seiner Windschutzscheibe kleben hatte. Durch den Verhau von Halterungen, Saugnäpfen, Kabeln, GPS-Sensoren und sonstigen Add-Ons sah man kaum mehr auf die Strasse hinaus – immerhin schaffte es der Chauffeur, mich mit starrem Blick auf das Instrumentarium zum Museumsquartier mitten in Wien zu kutschieren.

Meine erstaunte Nachfrage, ob denn das ohne Navi nicht ginge, beantwortete er mit schroffer Wortlosigkeit. Aber gut, in einem Land, das es nicht mal schafft, starre Standesregeln und strikte Grenzziehungen bei einer Fahrt zum Flughafen (kurz: Taxis mit Wiener Kennzeichen dürfen in Schwechat niemanden einsteigen lassen, Taxis mit Schwechater Kennzeichen niemanden in Wien – ökologisch total durchdacht!) zu hinterfragen, braucht man sich über die Qualitätsstandards des Lohndroschkengewerbes eher nicht den Kopf zerbrechen. Die Negativ-Korrelation zu den zuletzt wieder kräftig gestiegenen Taxipreisen ist wohl den notwendigen Investitionen in Navi-Systeme geschuldet.

Dabei würde es eventuell ein Smartphone alleine auch tun. Das war jedenfalls die Annahme, die mich im Sommer zu einem höchstpersönlichen Intensivtest verführte. Der Navi-Experte Garmin hatte mir sein aktuelles Spitzenmodell “nüvi 3590” zur Verfügung gestellt. Der Konkurrent TomTom dagegen seine Navi-Software für das iPhone. Wie würden sie gegeneinander abschneiden? Hier mein Fazit in Kurzform: das spezialisierte Gerät kann schon einiges besser. Aber es kann fast schon zu viel (zugegeben, ich liebe mein Uralt-Navi, das – noch mit Discs gefüttert – die Welt höchst überschaubar in schwarz-weiß-oranger Schlichtestsymbolik anzeigt).

Das Handy holt rasant auf. Sie brauchen nur unbedingt – und ich meine unbedingt (!) – notwendiges Zubehör wie das “Hands Free Car Kit”, das mir TomTom dieser Tage dankenswerterweise nachgereicht hat. Inklusive Bluetooth-Verbindung und Freisprechanlage. Wenn Ihnen das Ding zu teuer ist (es kostet fast soviel wie ein Billig-Navi) oder zu fragwürdig, besorgen Sie sich sonstwo eine halbwegs brauchbare Halterung. Sonst fliegt Ihnen mit Garantie das lässig placierte, ohne Audio-Anbindung mit kaum vernehmbarer Ansagestimme krächzende Handy um die Ohren. Und Sie können sich mit dem Taxi ins nächste Spital chauffieren lassen. Sofern es der Fahrer auch findet.

Peaqfeine Markenware?

13. Oktober 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (181) Peaq? Niemals zuvor gehört! Aber bei Mediamarkt & Saturn stehen immer mehr Geräte dieses Namens herum.

Was, bitt’schön, ist denn eine “Hausmarke”? Ich kenne einen DJ dieses Namens. In Wirklichkeit heisst er Michi Beck und ist ein Viertel der Deutsch-HipHop-Veteranen Die Fantastischen 4. Gut, ich muss mich nicht extra blöd stellen: in vielen Konsumtempeln haben Haus- und Eigenmarken, sprich: im eigenen Auftrag fremdproduzierte Produkte, die exklusiv und ultragünstig unter einem Phantasienamen verkauft werden, längst Einzug gehalten. Ich denke da z.B. an “TCM” bei Eduscho/Tchibo. Oder “Privileg” bei Quelle. Auch “ja!, natürlich”-Lebensmittel bei Billa, “S-Budget”-Energydrinks bei Spar oder “Clever”-Klopapierrollen fallen drunter. Sogar Ikea-Fans rücken demnächst wohl in Eigenregie Flachbildfernseher und Multimedia-Sets mit dem vertrauten Logo ins Wohnzimmer. Oder auch nicht.

Hausmarken bedeutet vor allem eins: noch mehr Druck, Druck, Druck auf die Erzeuger und die Konkurrenz. Denn mit teurer Markenware á la Apple und Sony lässt sich im beinharten Verdrängungswettbewerb heute kaum mehr ein Stich machen, die Margen sind – befeuert durch Internet-Freibeuter wie geizhals.at – geschmolzen wie die Pasterze am Großglockner. Was Konsumenten freut, den durchschnittlichen Fachhändler aber an den Rand des Ruins treibt. Erstaunlicherweise auch deren natürliche Feinde, die Elektroriesen – allen voran die marktdominierenden Ketten Mediamarkt und Saturn (die in Wahrheit einem Konzern – Metro – gehören).

Möglicher Ausweg? Erraten: Hausmarken. Hinter dem Saturn/Mediamarkt-Exklusivanbieter “Peaq” z.B. könnte ein anonymer chinesischer Erzeuger stecken, theoretisch aber auch Samsung oder Panasonic. Egal: “Peaq” ist eine Bereicherung. Man bemüht sich nämlich, etwas anderes als 08/15-Produkte zu bauen. Und das wirklich günstig. Schwerpunkt: Heim- und Unterhaltungselektronik.

Nehmen wir z.B. die Aktiv-Lautsprecher Peaq PPA100BT her, hüsch verpackt in weißem oder schwarzem Kunstleder. Sie lassen sich via Bluetooth mit dem Laptop, iPad oder Smartphone verbinden. Und ergeben so eine probate Mikro-Musikanlage. Ohne Verkabelung! (sieht man vom Draht zwischen den Boxen und dem Elektrokabel ab). Allemal eine Alternative zu „Airplay“ von Apple oder anderen proprietären Funk-Lösungen. Im Gegensatz zu (eleganteren, aber meist auch deutlich teureren) monolithischen Standgeräten z.B. von Bose oder B&W kriegt man mit zwei Brüllwürfeln auch eine gewisse Stereo-Bandbreite hin. Nun, tendenziell topfig klingen die schnuckeligen Peaqs schon – aber klar besser als die üblichen PC-Plastikboxen. Bei einem Paarpreis von unter 170 Euronen – bisweilen auch noch deutlich darunter – kann man nicht meckern.

Trotz offensichtlichen Erweiterungs- und Verbesserungspotentials: merken Sie sich den Namen, da steht uns noch mehr ins Haus.

Der Frau Glatzmayer-Test

7. Oktober 2012

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (180) Der härteste Test der Welt: Frau Glatzmayer und der Dyson DC45-Staubsauger.

Ich habe eine Rüge bekommen. Der Dyson DC44, den ich neulich zum Test angefordert habe, heisst gar nicht so. Sondern DC45. Und nur in Grossbritannien DC44. Ich hatte mich wohl auf die englische Homepage des Unternehmens verirrt. “Achtung!” schrieb mir die charmante PR-Agentin. “Sonst verwirren wir den heimischen Konsumenten!”.

Nein, sage ich, kann nicht sein. Denn dieser Staubsauger ist unverwechselbar. Er könnte in jedem Science Fiction-Trash-Movie eine Hauptrolle spielen. Als Laser-Kanone. Oder so. Und jeder Planet hat eine eigene Farbkombination. Es gibt den DC45 “Animalpro” mit blauem Alu-Saugrohr, das selbe Modell in Fuchsia und speziellem Aufsatz, um Regale und Kästen bequem obenrum von Staub zu befreien, und ein Normalbürger-Modell in silber/iron. Information übermittelt, Hausaufgabe erledigt.

Den eigentlichen Testparcours habe ich Frau Glatzmayer abstecken lassen. Sie ist die Perle vieler Haushalte – und in ihrem Urteil so gnadenlos wie unbestechlich. Bringt man ihr einen 08/15-Beutelstaubsauger, verweigert sie die Kooperation. “Was soll ich mit dem Ding?” meint sie dann kopfschüttelnd und in einem Tonfall, als hätte man Paul Bocuse eine 20 Euro-Elektrokochplatte als Arbeitsinstrumentarium angedient. Oder Manfred Klimek (wahlweise: Ingo Pertramer) eine Kodak Instamatic. Die Brauchbarkeit oder Unbrauchbarkeit selbst deklariert professioneller Tools wird von ihr innert Minuten herausgefunden. Und ziemlich deutlich kommuniziert. Jeder Haushaltswaren-Erzeuger, der Qualitätskontrolle nicht an allerletzte Stelle setzt – und erst recht die Konsumentschutzinformation –, sollte die Telefonnummer von Frau Glatzmayer haben. Natürlich rücke ich sie nicht heraus.

Um es kurz zu machen: der DC45 hat den Test bestanden. Mit Bravour. Ja Grandezza. Genaue Schilderungen der Quantität und Qualität des Drecks, der sich nach einem furiosen Putzdurchgang (Turbo-Taste ein!) im Zyklon-Behälter wiederfand, möchte ich dem p.t. Publikum ersparen. Der einzige wirkliche Schwachpunkt des kabellosen Modells ist der Akku, der gerade mal 20 Minuten Saugen am Stück ermöglicht. Und wahrscheinlich ist bei Dyson ein – gewiss formidabel designeter – Zweitakku so teuer wie anderswo ein kompletter Staubsauger.

Nur: Frau Glatzmayer wird nichts anderes mehr akzeptieren. Am besten, ich fange schon mal an zu sparen.

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