MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (230) Heisse Luft herrscht anderswo. “All Things Austrian” liefert das Dummy, das unsere Lese-Zukunft definiert.
Man hat immer die Wahl. Man darf nur nicht seiner eigenen Trägheit, Saturiertheit und Denkfaulheit nachgeben. Eventuell aber auch nur der Bequemlichkeit, es sich in den – oftmals reichlich engen – Gedankengebäuden, Wirtschaftskammern und realen Systemen der eigenen Lebensgeschichte kommod eingerichtet zu haben. Nicht zuletzt, weil man vom politischen und gesellschaftlichen Status Quo profitiert. Leute dieses Schlags – gehören wir nicht (fast) alle dazu? – mögen eventuell wieder einmal Giuseppe Tomasi de Lampedusas Roman „Der Leopard“ nachlesen. Darin findet sich das berühmte Zitat: „Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.“
Aber vielleicht sollen die Verhältnisse auch partout so bleiben, wie sie sind. Damit sich perspektivisch alles umso kräftiger ändert. Annähernd explosionsartig. Wie gesagt: man hat immer die Wahl. Ich persönlich z.B. habe diese Woche eine ganz bewusste Entscheidung getroffen. Die Entscheidung, einmal mehr den „Österreichischen Medientagen“ fernzubleiben, wo angeblich die Gegenwart und Zukunft der heimischen Print-, Radio- und TV-Landschaft verhandelt wird. Was natürlich nicht der Fall ist.
Da unser aller Zeitbudget gleich bemessen ist – ein unendlich demokratischer Aspekt der menschlichen Natur – und pure Zeitverschwendung sich früher oder später selbst entlarvt, habe ich ein Treffen mit den Machern von „All Things Austrian“ dem Besuch der nestwarmen VIP-Schaukel in der Wiener Stadthalle vorgezogen.
Jede Wette, Sie haben noch nie von „All Things Austrian“ gehört. Wie auch? Es handelt sich um eine App, die – nach zweijähriger Entwicklungszeit – gerade mal seit Mitte dieser Woche für das iPad downloadbar ist (gratis, eine Android-Version soll folgen). Nein, eigentlich ist es ein Magazin. Aber eines, das technisch und formal den Begriff Magazin neu definiert. Dahinter stecken zuvorderst zwei Köpfe: der freie Journalist Richard Brem (u.a. ORF/Ö1) und der Software-Architekt Gerhard Zeissl. Für das Design zeichnet die Crew von Typejockeys, einer international renommierten Wiener Agentur, verantwortlich. „Wir wollten Neuland betreten und ein High End-Fanzine für das 21. Jahrhundert kreieren“, meinen die Schöpfer von „All Things Austrian“. „Ein lebendes Demonstrationsobjekt“. Ich sage nur: Wow! Mission accomplished.
Mehr zum Wie?, Warum? und Wohin? demnächst hier. Sie werden jetzt eh ein paar Minuten damit beschäftigt sein, die App herunterzuladen. Und ein paar Jahre, über Ihre Wahlentscheidung nachzudenken.