MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (267) Zeigen Sie Fahrrad-Fetischisten sanft das Rücklicht: mit einem Billig-Roller namens “Scooby”.
Es gibt ja Radfahrer (ich bitte das Wort geschlechtsneutral zu lesen). Und Radfahrer. Das ist mir erst neulich wieder aufgefallen, als ich – nachdem ich eine Kolumne zu einem ziemlich innovativen, durchdachten E-Bike verfasst hatte – die Reaktionen darauf studierte. Nicht wenige schlossen sich der Fraktion der Pedalritter-Hardliner an, die meinten, soetwas sei “eigentlich kein richtiges Rad”, sondern plump, fehlkonstruiert und fehlgeleitet. Letztlich könne man nur mit purer Muskelkraft die Welt retten. Oder so.
Das ist freilich Blödsinn. Natürlich sind regelmässige Bewegung, sportliche Betätigung und damit einhergehende Fitness hehre Ziele. Im Idealfall kann und soll der fahrbare Untersatz das Auto ablösen als (zu) teures, raumgreifendes und umweltverpestendes Alltagsvehikel – vor allem auf dem Weg zum und vom Arbeitsplatz. Aber kaum jemand möchte vor dem Büroeingang verschwitzt vom Fahrrad steigen. Und es soll ja auch Leute geben, die unmotiviert, untrainiert oder gar gebrechlich sind. Bequemlichkeit ist generell ein starker Antriebsmotor der Menschheit.
Da hätte ich einen Fingerzeig. Es gibt ein Elektrofahrrad, das aussieht wie ein Motorroller. Und sich auch so fährt. Es heisst Scooby. Der Name rührt von seiner wunderlichen Zwitterrolle her: Scooter meets Bycicle. Der Hersteller – das Ding wurde in Österreich konstruiert und wird in China gefertigt – schwärmt von einer “neuen Fahrzeugklasse”. Der Gesetzgeber folgt ihm darin bislang nicht. Gottseidank! Denn so ist der Scooby ab 14 Jahren ohne Führerschein zu fahren und benötigt weder Versicherung noch Kennzeichen.
Mit Scheibenbremsen am Vorderrad, hellem LED-Licht und integrierten Blinkern, einer an jeder Steckdose aufladbaren Batterie unter der Sitzbank und einem 600 Watt-Elektromotor rollt man so gemächlich wie gemütlich durch die Stadt. Offizielle Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h. Die Fahrradpedale dienen mehr der (beim Herumkurven nicht ganz ungefährlichen) Zierde.
Kurzum: Scooby ist mehr als ein kurioses Spielzeug für Erwachsene. Für manche könnte sich dieses Fahrzeug als idealer, niedrigstschwelliger Einstieg in die Zweirad-Gesellschaft erweisen. Zumal es weniger kostet als viele Mittelklasse-E-Bikes, die doch “nur” hochgerüstete Fahrräder sind.
Einen Minuspunkt aber gibt es: nicht nur Polizisten schauen einen verwirrt und mieselsüchtig an, wenn man fröhlich pfeifend an ihnen vorbeigleitet. Sondern auch arg verschwitzte Fahrradfetischisten. Scoop-scooby-do.