MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (300) Finden wir demnächst einen angebissenen Apfel als Kühlerfigur eines High Tech-Luxus-Autos?
Diese Kolumne basiert auf purer Spekulation. Aber derzeit überschlagen sich die Spürnasen der Branche – allen voran das „Wall Street Journal“ und hierzulande der löbliche neue Motorblock-Motor-Blog der Kollegen Sauer und Josel – in Sachen Gerüchteverdichtung. Wenn es stimmt, was man da so an Fingerzeigen, Fantasien und Fakten zusammenträgt, wäre es tatsächlich sensationell. Gerücht No. eins: der Computer- & Lifestyle-Konzern Apple, die finanziell potenteste Firma weltweit, baut ein Auto. Gerücht No. zwei: Österreich mischt mit. Und zwar in Form des Automobilindustrie-Zulieferers Magna Steyr.
Aber hallo! Unter dem Codenamen „Titan“ soll Apple jedenfalls seit geraumer Zeit in einem Geheimlabor mit hunderten Mitarbeitern an einem Vehikel basteln, das optisch an einen Minivan erinnert und mit einem Elektromotor bestückt ist. Nun gilt Magna Steyr gerade in der Akku- und Antriebs-Technik (Marke: B:LiON) als besonders innovativ und kompetent. Die Partnerschaft wäre also eine logische.
Zwar dementiert die Apple-Firmenzentrale in Cupertino sogar, dass sie irgendetwas dementiert, aber die Indizien mehren sich, dass es sich nicht nur um ein hobbyistisches Nebenprojekt eines spinnerten Abteilungsleiters handelt. Jedenfalls beschweren sich schon die alteingesessenen Konzerne – allen voran Mercedes und der E-Mobil-Fackelträger Tesla – heftig über Abwerbungsversuche von Branchen-Spitzenkräften seitens der neuen Konkurrenz.
Wird also Bruno Kreiskys Vision eines „Austroporsche“ doch noch Realität? Abwarten. Denn bevor dieser – wie zu vermuten ist – kühne Wurf mal auf den heimischen Landstrassen herumgurkt, gilt es, eine wirklich sinnstiftende Verzahnung von Mobilitäts- und Informationstechnologie unfallfrei hinzukriegen. Das ist allem voran eine Sicherheitsfrage. Schon jetzt machen sich Hacker einen Spass daraus, Teslas zu lokalisieren und die Türen wie von Geisterhand zu öffnen oder die Lücken im On Board-System eines BMW aufzuzeigen. Dabei steckt die Verquickung von IT und Mechanik erst in den Kinderschuhen; die Autoindustrie gilt als relativ konservativ.
Was sich eventuell als Vorteil herausstellen könnte: die Beta-Testphase des intelligenten, eventuell sogar selbstfahrenden, möglicherweise aber auch ungewollt fernsteuerbaren Autos – auch Google bastelt ja gerade an einem solchen Gefährt – möchte ich realiter nicht am eigenen Leib erfahren.