MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (321) Autos können – als rollende Computer – mittlerweile fast alles. Sie überfordern damit viele.
Letztes Wochenende hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Es begann, wie viele Denkwürdigkeiten, ganz harmlos.
Der Freund der Mutter meiner Freundin bat mich, ihm das Navigationssystem seines neu erstandenen Autos zu erklären. Die Marke tut nichts zur Sache, Navis gleichen einander in Sachen Bedienungsführung ja weitgehend. Dachte ich jedenfalls. Denn kaum hatten wir ein paar Runden um den Häuserblock gedreht und ich meinem staunenden Beifahrer klargemacht, dass er die trotz lieblicher Frauenstimme absolut herrischen Ansagen („In vierhundert Metern scharf rechts!“) jederzeit „overrulen“ könne, ertönte seinerseits die unschuldige Frage: „Und wie kann ich das Ding jetzt wieder ausschalten?
Ich gestehe: ich habe eine Viertelstunde gebraucht, das herauszufinden. Denn auf meinem Uralt-Navi in meinem Uralt-Van drücke ich dazu nur einen Knopf. Hier aber versteckte sich die absolut essentielle Funktion der Instant-Mundtotmachung geschwätziger elektronischer Helferlein in einem Unter-Unter-Menü eines Untermenüs. Natürlich hätte ich auch kurz in der Bedienungsanleitung nachlesen können – die, zweiteilig, dem On Board-Infotainmentsystem gleichviele Seiten widmet wie dem restlichen Fahrzeug –, aber das erschien mir dann doch zu demütigend. Wo doch so viel die Red’ ist von „Usability“, selbsterklärenden Funktionen und quasi ultimativer Trottel-Sicherheit.
Nun sind heutzutage Autos mobile Computer, ständig mit dem World Wide Web verbunden und demnächst auch für unser Leben letztverantwortlich („eCall“) – aber die Komplexität der Systeme überfordert viele. Gelegentlich auch „Maschinenraum“-Schreiberlinge. Ich bin ja gerade in der glutheissen Toskana unterwegs, mit einem riesigen Opel Vivaro Tourer (eigentlich steckt ein Renault unter der Blechhaut, erklärte mir ein mitreisender Auskenner).
Ein höchst praktisches, effizientes und erstaunlich bequemes Fahrzeug, sag’ ich Ihnen. Nur: bis heute bin ich nicht draufgekommen, warum man immerzu das Reiseziel neu ins Navi eingeben muss, wenn man zwischendurch mal das Radio bedient oder die Audio-Einstellungen ändert… Derlei lästige Details können einem die Pracht und Herrlichkeit der übrigen Technik doch ein wenig vermiesen. Wahrscheinlich liegt der Fehler eh bei mir, Irren ist ja bekanntlich menschlich. Dafür hat Opel übrigens gerade „OnStar“ erfunden, den „persönlichen Online- und Service-Assistenten“. Den ruf’ ich demnächst an. Und erzähl’ Ihnen dann, was er mir unter Experten so geflüstert hat.