MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (395) Wenn Sie eine wirklich gutes, kompaktes, modernes Musiksystem kaufen wollen, könnte die Suche ein Ende haben.
Wer sagt, dass Hören nicht auch Optik, Haptik und die Erotik des Technischen umfasst, lügt. Zumindest kann ich dies reinen Gewissens für den HiFi-Bereich postulieren – dort, wo das Streben nach audiophilem (also: möglichst wirklichkeitsnahem) Hörgenuss fliessend in den leicht esoterischen Berich von High End, Highest End und ultimativem (also: oft jenseits der Aufnahmerealität angesiedeltem) Wohlklang übergeht. Das Auge hört mit.
Den meisten Menschen, die Musik und ihre technische Reproduktion im Alltag mögen, ist derlei ja weitgehend egal. Leider. Sofern es halbwegs probat klingt, nicht zu arg nach Plastikschrott aussieht und das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt, tut’s jede durchschnittliche Stereoanlage. Für den Rest vom Fest – den mit gehobenen Ansprüchen – hätte ich hier und heute einen Fingerzeig: ein kompaktes, wirklich durchdachtes, superb aufspielendes Gerät zu einem noch bezahlbaren Preis. Es kommt aus Deutschland. Und hört auf den Namen Lindemann, Modell music:book 25.
Aufgefallen ist mir das Kästchen – denn um ein solches handelt es sich vom Format her, gewandet in elegantes Aluminium – schon vor Jahren. Mittlerweile wurde es vom in der Nähe von München angesiedelten Hersteller in vielfacher Weise weiterentwickelt. Ich will Sie nicht mit Details langweilen (allein die Erörterung der Frage, warum Lindemann so sehr auf das Digitalformat DSD setzt, würde Bände füllen) – aber es gibt kaum etwas, vom Apple-Streamingprotokoll AirPlay abgesehen, das dieses Musikbuch nicht kann. Files und Streams entgegennehmen, CDs abspielen, Internet-Radio ertönen lassen, Schallquellen wohlig rund und doch detailreich, akkurat und transparent verstärken. „This system is part of the quiet revolution that is taking place in audio today“, schreibt der britische Journalist Alan Sircom – zurecht.
Weil ich eingangs vom Faktor der äusseren Anmutung schwadronierte: Lindemann setzt auf Understatement. In Kombination mit wirklich cleveren und, ja, schön gemachten Detaillösungen (allein der Drehregler für die Lautstärkeregelung oder das bernsteinfarbene OLED-Display verdienen Höchstnoten). Dass hier Profi-Technik so augenfällig mit Wohnzimmertauglichkeit Hand in Hand geht, gibt es ganz selten am Markt – mir fiele gerade noch die Naim-Kompaktanlage Mu-so ein. Die kostet deutlich weniger, ist meinem Geschmack nach aber auch verschmockter.
Und eigentlich auch nicht direkt vergleichbar. An das Lindemann music:book 25 müssen Sie noch einen Verstärker (empfohlen: der ebenfalls getestete, optisch passende Digital-Durchlauferhitzer music:book 55) und zwei Lautsprecher anhängen. Oder, vielleicht günstiger und keineswegs schlechter, Aktivboxen. Möglicherweise sogar kabellose. Dann aber hat’s rasch ein Ende mit der Suche nach dem besten HiFi-Equipment für den Rest des Lebens.