MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (410) Gibt es „ultimative“ Gerätschaften? Eine Frage, die insbesondere die Audio-High End-Gemeinde plagt.
Ich habe es getan. Und zugeschlagen. Es mag hart klingen, aber: worauf soll ich warten? Irgendwann will man es wissen. Ob es nämlich soetwas wie das ultimative, finale, endgültige Gerät gibt. Auch wenn man die Antwort schon kennt: nein, gibt es nicht.
Aber es gilt, die Grenzen auszuloten. Die Grenzen des technisch Machbaren (hier geht immer noch mehr). Und die Grenzen des individuell Leistbaren (hier geht tendenziell eher weniger). Aber es tut gut, etwas im Haus zu wissen, an dem sich alle sonst verfügbaren Verstärker, Receiver, Aktivboxen, PAs und sonstige Audio-Krücken messen lassen. Und messen lassen werden müssen.
Es ist so: ich habe einen McIntosh MA 6900 erstanden. Das ist – Kennern aus der HiFi-Gemeinde muss man’s nicht erklären, sie bekommen automatisch wässrige Augen – ein Verstärker des US-Traditionsherstellers McIntosh Laboratory Inc. in Bighamton, New York. Ja, einer jener Boliden mit den herstellertypischen, blau leuchtenden VU-Metern!
Der MA 6900 ist bei weitem nicht das mächtigste und teuerste Teil dieses Fabrikanten, aber es sollte – um die Diktion des Autoherstellers Rolls-Royce aufzugreifen, der einst die Motorleistung seiner Fahrzeuge nobel-zurückhaltend als „ausreichend“ deklarierte – genügen. Zudem wird es nicht mehr gebaut (es muss mich also niemand der Schleichwerbung verdächtigen), gilt aber bereits als Klassiker.
Der gegenüber dem ursprünglichen Preis verlangte Obolus, der den Audio-Durchlauferhitzer gerade noch leistbar macht, ergibt sich aus seinem Second Hand-Status und dem Liebhaberwert. Jedenfalls muss sich der Vorbesitzer, der meinte, er wolle den 41,7 Kilogramm schweren Mac „nur in gute Hände legen“, nicht den Kopf zerbrechen über seriöse Zukunftsaussichten.
Ob ich enttäuscht werde oder nicht, wird sich weisen. Erst neulich habe ich gegenüber einem – ebenfalls vom Vintage-HiFi-Virus befallenen – Freund betont, die eigentliche Befriedigung liege darin, exzellente Musikwiedergabe mit tunlichst kostengünstiger Hardware zu erreichen. High Fidelity ist (und gleich hebt wohl das Geheul der Zahlenfetischisten und High End-Esoteriker an) zu sehr von äusseren Umständen – etwa der Aufnahme, der Raumakustik oder dem persönlichen Hörvermögen – abhängig und die Kombination verschiedenster Geräte ein geradezu alchemistisches Experiment und Glücksspiel, dass sich allein aus dem Preis, der Wattzahl und dem Ruf eines „legendären“ Verstärkers kaum etwas ableiten lässt.
Ich werde Sie jedenfalls vom Grad meiner Befriedigung unterrichten (eben auch, weil der Verstärker als Messlatte für aktuelles Equipment dienen soll). Es wird nur andernorts nachzulesen sein als an dieser Stelle. Ich geh’ jetzt mal den McIntosh anwerfen.