Am 12. Mai spielen Nazareth und Uriah Heep im „Planet Music“ im Gasometer in Wien. Ein 70er-Jahre-Doppelpack par excellence. Egal, was uns erwartet: ein Zeitreise-Ticket, bitte, und ein kräftiges “Heep Heep Naz Naz”!
Freilich kann man argumentieren, ein Magazin namens „inwien“ solle, nein: müsse sich zuvorderst dem hiesigen & heutigen Kultur- und Musikschaffen widmen. Aber abgesehen davon, dass Sie z.B. über das lobenswerte „Pop Fest Wien“ oder die neuen, exzellenten Tonträger von Attwenger, Ja, Panik, Kreisky oder Clara Luzia auch andernorts zu lesen bekommen (und sei es nur ein paar Seiten weiter in diesem Blog), atmet Popkultur den Geist der Grenzüberschreitung, der Modewellen, des Kosmopolitischen. Wenn man sie unter einem lokalpatriotischen Quargelsturz hält, riecht sie rasch streng. Und ein Blick über den Tellerrand und eine Portion Gastfreundlichkeit haben noch nie und niemandem geschadet.
Zudem, und das ist der eigentlich Aufhänger für meine staatstragende Einleitung: wo/was wären wir denn ohne ordentliche musikalische Sozialisierung? Wir würden ewig Peter Alexander nachtrauern (er ruhe in Frieden), uralte Austropop-Hadern pfeifen und die Wiener Sängerknaben für Sendboten ewiger Werte halten. Da aber die Beatles auch hierzulande stattfanden und Ö3 Ende der sechziger Jahre ein Tor zur Welt öffnete, haben wir Anschluß an die Pop-Internationale gefunden.
Gestatten Sie mir den persönlichen Fingerzeig: Suzie Quatro (live in der Wiener Stadthalle 1974) oder die Deutsch-Amerikanische Freundschaft (im 20er-Haus bei den Festwochen 1981) zählen zu Erweckungserlebnissen meiner Generation. The Clash anno ´77 im Porrhaus am Karlsplatz samt anschliessender Sesselzertrümmerung habe ich leider versäumt. Dafür könnte ich mich heute noch ohrfeigen.
Und dann rumorten da einst Nazareth und Uriah Heep. Absolute Heroen pickeliger Schülerhorden der Siebziger. Zu „This Flight Tonight“, einer genial-brachialen Adaption eines Joni Mitchell-Songs, wurde die Luftgitarre malträtiert. „Love Hurts“ war, neben „Samba Pa Ti“ von Santana und „Sailing“ von Rod Stewart, der Engtanz-Klassiker schlechthin. Später hörte man dann kaum mehr etwas von Nazareth. Im Gegensatz zu den Hardrock-Dinosauriern Uriah Heep. Mick Box und seine Mannen sind immer noch unterwegs. Seit Jahrzehnten. Dass beide Bands jetzt an einem Abend gemeinsam in Wien aufschlagen, hätte ich einst nicht zu erträumen gewagt.
Diesen Spass auszulassen, wäre Verrat an der eigenen Pop-Historie. „Return To Fantasy“ oder „July Morning“: ich kann diese Songs immer noch in- und auswendig. Und er gibt ein treffliches Motto für eine extra-extravagante Zeitreise ab.