Ein paar Worte zur Popgeschichte im allgemeinen und zu Markus Spiegel im besonderen

28. November 2022

Liebe Festgemeinde! Lieber Markus!

Ich werden eines gewiss nicht tun: Dich – und Sie alle zusammen hier – mit einer langen Rede behelligen.

Denn das ist die erste und wichtigste Lektion in jenem Komplex, der sich Entertainment-Business nennt, Unterabteilung Musikindustrie: Du darfst nie langweilen. Du darfst Dir so ziemlich alles erlauben, aber Du darfst nicht die Aufmerksamkeit Deiner Zuhörerinnen und Zuhörer, Deiner Zuschauerinnen und Zuschauer verlieren. Wenn Du sie einmal gewonnen hast. Und das ist die härteste Aufgabenstellung. Gewinne die Aufmerksamkeit, die Sympathie und am Ende eventuell gar die tiefe, überlebensgroße Verehrung Deines Publikums. Und halte die Flamme am Leben.

Ich hab’ mir überlegt, was an meiner Statt jener Mann hier sagen würde (respektive: gesagt hätte, wäre er noch unter uns), jener Mann, mit dem Markus Spiegel sein halbes Leben lang assoziiert wird: Hans Hölzel alias Falco. Ich ahne es: er hätte – Konjunktiv! – gesagt „Markus, I brauch’ an fetten Scheck, des beflügelt meine Fantasie am stärksten. Am allerstärksten! Danke schon im Voraus – und das Buffet ist hiermit eröffnet.“

So etwas in der Art, in seinem typisch näselnden Tonfall. Falco eben. Und hinterdrein ein krachendes Lachen. That’s Entertainment! Das ist Pop. Und, ja, es ist auch Business. Das eine funktioniert nicht ohne das andere.

Womit ich mich zu der Behauptung aufschwinge, dass es ohne Markus Spiegel möglicherweise auch Falco nicht gegeben hätte. Jedenfalls nicht als jenen Überflieger, wie wir ihn gekannt haben. Alte Branchenregel: am Anfang stehen immer Einzelpersonen, die Dir die Tür öffnen. Wolfgang Strobl etwa, Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Mitarbeiter bei GIG Records, der – wenn die Geschichte stimmt – Markus auf Drahdiwaberl und Falco aufmerksam gemacht hat. Oder Stefan Weber, Bandleader von Drahdiwaberl und damit auch von Falco, der hier erstmals auf professionelles Feedback stiess. Oder Robert Ponger, der erste visionäre Musikproduzent im Umfeld aller Protagonisten dieser Story. Und so weiter und so fort.

Das erste Mal in meinem Leben bin ich Markus Spiegel begegnet, als ich ihn als Redakteur einer Schülerzeitung zu einem Inserat überreden wollte. In einem heutigen Zuckerlgeschäft am Südtiroler Platz im vierten Bezirk, das damals die Firmenzentrale seines Labels GIG Records war. Man muß dazu sagen: sonstige Indie-Labels gab es Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts kaum, nur fade, lokal weithin untätige Major-Plattenfirmen. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: er bat den ganzen Schippel an Mittelschülern, die da in sein Büro vorgedrungen waren, in einen Hinterraum und spielte uns „That Scene “ vor, die englischsprachige Version eines Songs, den ich schon kannte: „Ganz Wien“. Dazu hüpfte er ungeduldig durch den Raum. Na? Na? Na, was sagt’s? Ich sagte: kenn ich schon; Stefan Weber war mein Zeichenlehrer. Falco hab’ ich schon die Hand geschüttelt. Aber wenn Du uns ein Inserat gibst, schreiben wir, es wird ein Hit. Markus Spiegel gab uns das Inserat – und es wurde ein Flop. Der wirkliche erste Hit, „Der Kommissar“ kam erst drei Monate später. Da war ich dann schon bei Ö3. Aber das ist eine andere Geschichte.

Was ich andeuten möchte: ohne diese Spiegeltypische Kombination aus striktem Enthusiasmus, persönlichem Einsatz und, ja, auch einem notwendigen, aus Privatmitteln höchst risikoreich aufgebrachten Budget wäre vielleicht auch etwas passiert. Vielleicht wäre irgendwann mal eine Falco-Single herausgekommen. Eventuell auch ein Album. Aber wahrscheinlich nicht so rasch, so stilsicher und so entschieden mit einer Ahnung des Kommenden, des Möglichen beflügelt. Österreich war – und ist – nicht das ideale Pflaster, um Pop-Weltkarrieren zu befördern. Auch wenn mit dem „Kommissar“ dann ein erster weltweiter Pop-Hit und mit „Rock Me Amadeus“ anno 1985 die erste US-Nummer 1 der Billboard Charts gelang. „Millionen glauben an den Zusammenhang von Schweiß, Gefühl und Ehrlichkeit“, haben einst die deutschen Falco-Zeitgenossen Fehlfarben gesungen. „In Wahrheit zählt nur die Kunst des Zitats. In Wahrheit zählt nur der richtige Moment.“

Es war fast im Alleingang ein Mann, der da rasch gelernt hat, über den Tellerrand hinaus zu denken, zu agieren und zu investieren – eben Markus Spiegel. Als ehemaliger AZ-Filmredakteur hatten ihn immer schon Film-Soundtracks fasziniert, er begann mit dem Import von Schallplatten und rasch waren drei Shops eröffnet, wo sich Discjockeys und Musikfans mit Material versorgen konnten. Disco war angesagt, Hary Thumann der erste lizensierte Künstler, Katalognummer GIG 111 100. Die nächste Single war dito einschlägige Importware aus den USA: „Willie & The Handjive“ von den Warriors. Dann kamen schon Karl Ratzer und Drahdiwaberl. Und dann Falco.

Ich habe vorhin fasziniert der tönenden Collage von Thomas Rabitsch gelauscht (Thomas war ja auch bei Drahdiwaberl und ein enger Weggefährte von Falco bis zum Schluß) … Da wurde in einem höchst liebevoll und kunstfertig fabrizierten Schnelldurchlauf eine Label- Laufbahn und Produzenten-Karriere abgespult, die meiner Einschätzung nach – und ich sage das nicht, um Markus zu schmeicheln, sondern mit fast schon wissenschaftlicher Akkuratesse – die österreichische Populärmusik über zwei Jahrzehnte hinweg geprägt hat. Und zwar wirklich entscheidend geprägt hat. Ohne Markus Spiegel und seine sprichwörtliche Goldene Nase sähe die Sache anders aus. Ich war selbst lange genug in der Musikindustrie, um sagen zu können: so einen Erfolgslauf, so eine Kontinuität und solch eine künstlerische Diversität hat niemand sonst zusammengebracht in diesem Land.

Im Business gilt die alte Regel: Du produzierst zehn Singles oder Alben, acht davon werden ein Flop und kosten Dich eine Stange Geld, eine Produktion finanziert sich mit Ach und Krach selbst – und eine geht durch die Decke. Langjähriger Branchenschnitt. Markus hat diese Regel außer Kraft gesetzt. Ich nenne nur ein paar Namen: Bilgeri, DÖF, Chuzpe, The Vogue, Dana Gillespie, Klaus Prünster, Lukas Resetarits, Joesi Prokopetz, Kottans Kapelle, Stefanie Werger, Supermax, Club 69, Phil Edwards, Giorgio Moroder, Edelweiss, Mini Bydlinski, Die Hektiker, Heli Deinboek, Beat 4 Feet, Count Basic, die Aphrodelics, Dubble Standart, Schönheitsfehler, Lynne Kieran, Leena Conquest & HipHop Finger, Triology, Marianne Faithful, Heinz aus Wien, Wolfgang Ambros, Sandra Pires, Uwe Kröger, Oskar Werner. (Und da hab’ ich sicher einige vergessen…)

Selbst Produktionen wie etwa „Swound Vibes“ von den Moreaus gingen – obwohl kommerziell ein ordentlicher Bauchfleck – in die Geschichte ein: es handelt sich um das erste heimische HipHop-Album, erschienen 1990. Mit dabei „big names“ der österreichischen Musikhistorie: Peter Kruder, Rodney Hunter, Martin Forster und Stefan Biedermann alias DJ Danuebe Superleiwand, DJ DSL. Produziert hat es, da schließt sich einmal mehr ein Kreis: Thomas Rabitsch.

Ich hatte ja selbst auch die Ehre, Anfang der Neunziger fast drei Jahre lang Teil der GIG Records-Crew zu sein, als dem ORF entfleuchter Abenteuerlustiger, der unbedingt wissen wollte, wie die Musikindustrie funktioniert… Zu nennen in dieser Crew, ja fast Familie wären unbedingt noch Elisabeth Haas und Ulli Winkler, Eddi Charwath, Peter Rauhofer, Heinz Nessizius, Alexandra Stroh, Werner Geier, Rodney Hunter, Alexander Spritzendorfer und andere; ein branchenübliches Kommen und Gehen. Frelich gab es da auch Fusionen und Fortentwicklungen: aus GIG Records wurde Reverso, dann kam der Major BMG ins Spiel, heute gehören die Rechte fast aller Produktionen Sony Music Entertainment. Und, ja, da wird mit Falco & Co. immer noch ein Batzen Geld verdient. Markus selbst wurde gesetzter, klassischer, seriöser Record Man – mit Thomas Rabitsch etwa hat er bezeichnenderweise Mitte der Nullerjahre das Label Serious Entertainment gegründet, auf dem die wunderbaren zwei späten Alben von Hansi Lang erschienen, unter dem Namen The Slow Club.

Dass Markus Spiegel parallel dazu und heute immer noch vor und hinter den Kulissen sehr rege tätig ist – als Juror (zuerst beim ORF Castingwettbewerb „Starmania“, heute etwa beim Österreichischen Musikfonds –, als A&R-Berater, als Kolumnist und Kommentator, ist nicht nur dieser langen, unvergleichlichen Laufbahn zu verdanken, sondern unzweifelhaft auch der Person Markus Spiegel.

Man kann es Glück nennen, man kann es Zufall nennen oder Schicksal, wenn einem eine solche professionelle Bilanz glückt. Ich nenne es eine sehr komplexe, höchst gelungene, ungebrochen quirlige Mischung aus Kompetenz, Mut, Fleiß, Beharrlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, Esprit, Lust an der Musik und ihren Schöpfern und Akteuren. Also: am Kern der Sache selbst. Und, ja, meinetwegen: Glück gehört auch dazu. Immer.

Unser Glück ist es, dass wir Dich als Musikfans, als Hörerinnen und Hörer, als Künstlerinnen und Künstler, als Journalisten und Branchenkollegen, als stille oder auch vorlaute Bewunderer begleiten durften und bis heute dürfen. Vivat Markus! Und: danke.

Werbung

Maschinenraum : Das Buch

28. September 2020
Ab sofort erhältlich in jeder Buchhandlung – oder online hier: https://www.milena-verlag.at/index.php?item=literatur&show_details=258

Maschinenraum – (k)ein Vorwort

29. April 2020

Buchcover

Es ist ein Tag der Arbeit, und dabei schreiben wir noch gar nicht den 1. Mai. Ich sitze an diesem Text, einem Vorwort, weil ich meine, dass ein Buch ein Vorwort braucht. Tatsächlich ist das Vorhaben, ausgewählte Kolumnen aus über zehn Jahren zu versammeln und neu auszubreiten, nicht selbsterklärend. Zumal im Feld des Technischen und in Zeiten wie diesen, wo sich viele Einschätzungen von anno dazumal relativieren oder längst ins Gegenteil verkehrt haben. Wer möchte heute noch dem menschlichen, eventuell aber auch nur männlichen Drang, in einem schicken Sportflitzer mit Verbrennungsmotor unbekümmert durch die Landschaft zu brausen, das Wort reden? Oder sich spontan in einem Flugzeug gen Afrika oder Asien verfrachten lassen, wenn gerade die größten Fluglinien der Welt zur Disposition stehen?

Es sind seltsame Tage, in denen dieses Buch entsteht. Sie werden an vorderster Stelle eine Kolumne finden, die als Botschaft an einen Freund gedacht war – Peter Glaser. Es war der mehr oder minder charmante Versuch, dem österreichischen Autor, der seit Jahren in Berlin lebt und arbeitet,  ein Vorwort abzuringen. Er hat auch gleich zugesagt, zu meiner Freude, denn ein paar definitiv kundige einleitende Worte zu diesem Kompendium hoffentlich halbwegs kundiger Texte sind mehr als bloßes Beiwerk. Sie adeln das Buch, den Verlag und den Autor. Allein: ich erreiche Peter seit Wochen nicht, und die letzte Botschaft, die mich via Personal Message auf Facebook erreichte, klang gar nicht gut. Was mit den Umständen zu tun hat, mit Corona, der Bürokratie, der Ratlosigkeit, der körperlichen und seelischen Verfassheit in Phasen wie diesen. Die vielen  Fragezeichen und alles Gute wünschenden Buchstaben meiner immer dringlicheren Depeschen an den erhofften Verfasser dieses Einleitungstextes blieben ab Mitte März unbeantwortet. Ich hoffe dennoch, Peter Glaser baldigst ein „Maschinenraum“-Exemplar überreichen zu können. Persönlich, mit Freude, Dank und Erleichterung.

So liest sich dieses Buch auch ein wenig mehr wie ein persönliches Logbuch als ursprünglich gedacht. Tagesaktuell war das Gros der Kolumnen nie, aber es kam zu den geplanten Kapiteln über die Vergangenheit und die Zukunft – ohne die wohl kein halbwegs unterhaltsames Werk zum Thema Technik  im weitesten Sinn auskommen kann – noch eine Abteilung zur Gegenwart dazu. Dass sie uns morgen (und das kann dann schon der Tag sein, an dem Sie diese Zeilen erstmals lesen) hoffnungslos veraltet, schräg und falsch beurteilt vorkommt und wir das C-Wort nicht mehr annähernd riechen können (oder wollen), mag sein. Aber die Lachhaftigkeit vieler Konzepte, Konstruktionspläne und Visionen von einst ergibt sich schon bei der Lektüre ein paar Jahre oder gar Jahrzehnte alter Wirtschafts- und Technikmagazine. „Life is what happens while you’re busy making plans“, wusste schon John Lennon. Wir sollten die vergilbten Ideen von gestern dennoch studieren, weil sie uns auch jede Menge über die aktuelle Situation erzählen. Und den Weg dahin.

Was will dieses Buch, was will die ihr zugrunde liegende Kolumne (die erstmals 2009 in der “Presse“ erschien, wofür es Christian Ultsch und Rainer Nowak zu danken gilt, und die seit 2017 in der „Wiener Zeitung“ abgedruckt wird, hier geht der Dank an Christina Böck, Bernhard Baumgartner und Ex-Chefredakteur Reinhard Göweil)? Kurzgesagt: ein Begreifen ermöglichen. Technik – von Low- bis High Tech, vom Schreibtisch-Gadget bis zum Kernfusionsreaktor – durchdringt unser Dasein. Unsere Welt ist, ob wir das wollen oder nicht, zum „Maschinenraum“ geworden. Ihn zu betrachten, zu beschreiben, zu vermessen und letztlich zu verstehen (zumindest halbwegs), ist ein Gebot der Stunde (die durch die Rasanz der Entwicklung oft nur mehr Sekundenbruchteile zählt). Bisweilen findet sich keine Gebrauchsanleitung.

Jede hinreichend fortschrittliche Technologie sei von Magie nicht zu unterscheiden, hat der britische Autor Arthur C. Clarke einst postuliert. Hier aber geht es um Entzauberung. Der gemeinsame Abstieg in den „Maschinenraum“ ist der Versuch einer lustvollen, nicht mit Fachsprache, Hard Facts und technischen Details überfrachteten Expedition in den Alltag eines Durchschnitts-Users. Das ist wesentlich: alle Beobachtungen, Anmerkungen und Einschätzungen erfolgen aus der Sicht eines kritischen Konsumenten, nicht eines Experten.

Wie für jeden Autor, für jede Autorin gilt auch für mich: wir schreiben gegen das Sterben an, gegen das Vergessenwerden, gegen den Lauf der Dinge. Wie lange wird der Laptop, in dessen Tastatur ich gerade klopfe, noch klaglos laufen? Was kann uns Neo-Virologe Bill Gates über die Vergänglichkeit erzählen, welches Smartphone nutzt der Papst (und schaltet er es während eines Gesprächs mit Gott aus)? Wird die Zukunft mehr Technik, mehr Verstehen, mehr Lösungen bringen oder weniger? Und kann, nein: muss Fortschritt gegebenenfalls das Überleben der Menschheit sichern? Fragen über Fragen. Ich beginne abzuschweifen.

Zeit, umzublättern.

„MASCHINENRAUM. Gebrauchsanleitung für den modernen Alltag“ erscheint Ende Mai 2020 im Milena Verlag. Das Buch kann ab sofort vorbestellt werden. 


Handshake mit dem Großen Bruder?

7. April 2020

MASCHINENRAUM / WIENER ZEITUNG. An einer potentiell hilfreichen App entzündet sich das Misstrauen des gläsernen Staatsbürgers. Ausgerechnet!

91992146_10158519789044734_6520003136944340992_n.jpg

Extra nochmal nachgezählt: ich habe aktuell 106 Apps auf meinem Smartphone installiert. Seit vorgestern eine mehr, aber dazu später. Von diesen Apps – Miniprogrammen, die eine spezielle Funktion erfüllen – greift mehr als die Hälfte ungeniert auf mein Adressbuch zu oder meine Facebook-Freundesliste, schaltet nach Bedarf Kamera und Mikrofon ein (und der Bedarf erscheint erstaunlich oft gegeben), zeichnet meinen Standort auf, die Bewegungsdaten und den Browser-Verlauf. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie sich für mein Gewicht, den Pulsschlag und die Blutdruckwerte interessieren.

Freilich kann man das Gros der Greifarme dieser Datenkraken ausschalten, aber die Werkseinstellung ist zunächst auf Neugier programmiert. Und nicht wenige Nutzer vergessen, den Auslieferungszustand nicht wörtlich zu nehmen und die entsprechenden Um- und Einstellungen vorzunehmen. Aus Bequemlichkeit, aus Schlendrian, aus Unwissen. Oder auch (oft gehört!), weil man „eh nichts zu verbergen hat“. Für Konzerne, deren Geschäftsmodell sich in Big Data-Schürfrechten erschöpft, ein gefundenes Fressen. Dass generell kaum eine Applikation oder Social Media-Bassena unseres digitalen Lebensstils den Implikationen der Datenschutzgrundverordnung genügt – wiewohl wir ständig lästige, kleingedruckte Regelwerke von Broschürenstärke wegklicken –, ist eh Allgemeingut.

Umso erstaunter war ich, als nun in den letzten Tagen einer potentiell hilfreichen, ja lebensrettenden App besonderes Misstrauen und vorauseilender Hohn entgegenschlugen. Sie wurde (und wird) vom Österreichischen Roten Kreuz angeboten, allein das sollte vertrauensstiftend sein. Die App, legér „Stopp Corona“ benannt, ist dazu gedacht, den Verbreitungswegen des Virus auf die Schliche zu kommen. Und User zu warnen, wenn sie mit Menschen in Berührung waren, die später positiv getestet werden. Relativ unkompliziert („single purpose“), elegant und unbestechlich. Gut, dass Nationalratspräsident Sobotka – ein Oberlehrer vor dem Herrn – vorschnell hinausposaunte, er spräche sich für eine verpflichtende Installation auf dem Handy jedes Staatsbürgers aus, war kontraproduktiv. Allein die Idee liess unzählige Bedenkenträger, Komplettverweigerer und Querulanten hinter den Büschen hervorspringen. Dass Fachleute zwar forderten, den Quellcode (die DNA des Programms) offenzulegen und einige Details nachzuschärfen, sonst aber wenig Übles – und schon gar nichts komplett Verwerfliches – diagnostizierten, beruhigte die Gemüter kaum. Misstrauen rules OK. Einmal dämonisiert, immer dämonisiert.

Nun denn: Teert mich, federt mich, sprecht Gebete und politische Bannflüche! Ich habe es getan. Ich habe die Corona-App runtergeladen. Um sie zu testen. Sie macht eigentlich nichts anderes, als per digitalem „Handshake“ (via Bluetooth oder via Mikro per Ultraschall) auf Knopfdruck (oder bald auch automatisch) eine Art anonymisiertes Begegnungstagebuch anzulegen. Sollte ich eine Benachrichtung erhalten, weiß ich, dass ich potentiell angesteckt wurde. Mehr nicht. Es werden weder meine Spaziergänge getrackt noch mein YouPorn-Konsum entlarvt, und es gibt auch, pardon!, keine Direktverbindung mit dem Führerbunker von Sebastian Kurz.

Lästern mag man eventuell über die Finanzierung der App-Entwicklung durch einen Versicherungskonzern. Oder darüber, dass man einmal mehr einen eigenen Weg geht und nicht auf ähnliche, rückhaltlos transparente Konkurrenzprodukte im EU-Ausland setzt. Da wir freilich im Zeitalter des ritualisierten Misstrauens leben (und das, jammerschade!, nicht ganz zu unrecht), solche Apps aber einer gewissen Verbreitung bedürfen, um zu funktionieren, ist das Ding leider schon tot. Derweil Covid-19 noch quicklebendig unter uns weilt.


Generation Business-Punk

6. November 2019

MASCHINENRAUM / WIENER ZEITUNG. Wie geht Zukunft? Ein “neues Standardwerk” will Antworten geben. Ärger ist angebracht.

IMG_8266

“Die Welt, die ihr nicht mehr versteht” – das ist, zugegeben, ein aufreizender, anstachelnder Titel für ein Buch. Er sagt: kauf mich!, schau rein, da lernst Du was. Fürs restliche Leben. Freilich nur dann, wenn man sich eher dem “ihr” zurechnet als der durch eine unsichtbare Trennlinie separierten Schar der Auskenner rund um den Buchautor Samuel Koch. Wobei: Schar ist es aus Sicht von Koch keine. Sondern eine ganze Generation. Die Jungen. Tutti completti in Geiselhaft genommen. Mit dem alten, forschen Distinktions-Trick: wir hier, die da. Ich gehöre nicht dazu. Denn ich verstehe schon den Untertitel des Buchs nicht: “Inside Digitale Revolution”. Ist das jetzt Jugendsprache? Ein Druckfehler? Oder kann da jemand nur schlampig Englisch?

Ich habe mir das Buch bestellt, nachdem ich ein recht kurzweiliges, weil keckes Interview mit Samuel Koch im “Standard” gelesen hatte. Der junge Mann, 1994 in Deutschlandsberg in der Steiermark geboren und eingeführt als Schüler-Lobbyist und digitaler Unternehmer (was immer das sein mag), holte sich dort im Online-Forum gleich jede Menge virtuelle Watschen für seine provokanten Wortspenden. Andererseits sind Großkotzigkeit und  Aufbegehren ein natürliches Privileg der Jugend. Ich beschloß also, mich ernsthaft mit seiner Botschaft auseinanderzusetzen. Zumal ein vertrauenswürdiger Entrepreneur, der EU-Jugendbotschafter (was immer das sein mag) Ali Mahlodji, das Buch so anpreist: “Samuel Koch hat den eindringlichsten Wegweiser ins digitale Zeitalter geschrieben. Ein Werk, das auf den Tisch jedes Erwachsenen gehört.”

Da liegt es nun. 156 Seiten stark. Man braucht nicht lange, um es zu lesen. Auch, weil man irgendwann dazu übergeht, das Buch nur mehr durchzublättern und mal hie einen Absatz zu studieren und da ein, zwei Gedanken wahrzunehmen. Immerhin. Es ist nicht so, dass dieses Werk keine Gedanken enthielte. “Kein Respekt mehr vor der Tradition”, wie es Ali Mahlodji formuliert, “nur mehr vor der Vernunft.” Aber warum ist dann zwei Seiten weiter schon von einem “eisigen Gegenwind gegenüber der Digitalisierung” die Rede, wenn eh alles rasant in diese Richtung treibt? Doch lassen wir Youngster Samuel selbst zu Wort kommen: “Ich fordere euch auf, euch zurückzuziehen, oder euren Rückzug jetzt vorzubereiten.” Jössas. Warum? “Ihr habt den Anschluss an den technologischen Wandel, der alle Lebensbereiche durchzieht, verloren.”

Kurzum: hier regiert – noch – ein “überholtes Modell Mensch”, das einfach im Weg steht. Ich fühle mich mäßig angesprochen. Mache aber auch gern Platz, nicht nur in der vollen Straßenbahn.  Auftritt Koch, ganz Generation Business-Punk: “Ich habe eine Mission. Sie besteht darin, jungen Menschen unternehmerisches Denken beizubringen.” Immerhin kommt in diesem Umfeld Greta Thunberg mehr Einfluß zu als dem Erfinder des Geilomobils (den Samuel Koch angeblich berät). Und schließlich rutschen sogar Straßenschlachten ins visionäre Radar. Die politische Position des Buchautors bleibt unklar. Am ehesten ist es wohl die eines neoliberalen Utopisten mit autoritär-anarchistischem Drall. Vielleicht gehts auch nur um ein Business-Modell. Original-Ton: “Mit links oder rechts hat das nichts mehr zu tun.” Elon Musk, deine Jünger.

Das ist grundsätzlich nicht unsympathisch. Zumal, so eine eingeflickte These des Mediziners Johannes Huber, ein Übergang vom “Homo brutalis” der Vergangenheit zum “Homo amans” der Zukunft in Aussicht gestellt wird – ein friedlicherer, sozialer, empathischer und technikverbundener neuer Mensch. Und für die regressiven Alten sind dann immerhin Pflege- und Kuschelroboter da. Als post-profitkapitalistisches Konzept winkt final eine vage Aussicht auf forcierte Selbstverwirklichung vor – Medizintechnik 8.0! Homo tempo! – spätem Tod. Zukunftspessimismus? Auch ein überholtes Modell. “Wir brauchen den Fortschritt zur Rettung der Welt.”

Wie genau die Welt gerettet werden kann und soll, wo uns doch die Zeit davonläuft (Rasanz ist aber grundsätzlich positiv!), bleibt leider offen. Letztlich werden viele Themen in diesem manisch mutigen Manifest zumeist nur sehr oberflächlich angerissen. Und manchmal sind die Deckungsungleichheit von Realität und Koch-Rezept richtig ärgerlich. Dass “in der digitalen Wirtschaft Unternehmen ihre Kunden nicht mehr steuern und manipulieren können wie in der analogen”, das wollen mir die Propheten des Cyber-Elysiums allen Ernstes unterjubeln? Und, nein, Big Brother möchte ich auch dann nicht als Freund, wenn man ihn zum “wahrscheinlich mächtigsten Sozialdemokraten aller Zeiten” erklärt. Dass Politik einmal weltweit “endlich richtig sexy” werden wird – auch so eine Prophezeiung aus dem Handgelenk – , werde ich wahrscheinlich nicht mehr erleben.

Ich will nicht zynisch sein: es wäre leicht, dieses Manifest in Grund und Boden zu argumentieren. Aber es zu lesen, ist kein Fehler. Das Buch (wohl eine Art Voraussetzung, um mit Vorträgen und Consulting Kleingeld machen zu können) ist auf eine widrige Weise sehr lehrreich. “Wir denken anders”, schreibt Samuel Koch. Ich glaube, er irrt. Gewaltig. Aber dem Jungspund das genauer zu erklären, dafür fühle ich mich nach der Lektüre einfach zu alt.


Reset.

24. April 2019

Dieses Werk gibt uns allen die Chance, einen Künstler neu zu entdecken. Anders, intensiver, anmutiger, mutiger als je zuvor. Anmerkungen zum neuen Album von Bernhard Eder. 

Bernhard-Eder_RESET_Cover_Web.jpg

Da war dieser junge Mann – hagerer Typ, verletztliche Erscheinung, leicht scheuer Blick –, und er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Schon einige Jahre her. Sieben Jahre, um genau zu sein. Bernhard Eder, so hieß dieser Mann, hatte gerade sein Album „Post Breakup Coffee“ herausgebracht. Ich erfuhr erst später, dass es bereits sein viertes veröffentlichtes Werk unter eigenem Namen war, und dass er da bereits eine Vorgeschichte mit einer Band mit dem leicht fragwürdigen Namen Wa:rum hatte.

Seltsam: so jung – und schon so lange unterwegs? Entschuldigen Sie, dass ich die abgegriffene Metapher bemühe (und in Folge dann auch ein Quantum Pathos), aber, ja, ich ahnte, dass es eine Reise war. Eine Reise zum Wesenskern der Musik, zum Zentrum des Universums, zum eigenen künstlerischen Ich. Und ich ahnte vage, dass ich einsteigen würde in Eders fragiles Vehikel und diese Reise begleiten. Zumindest ein Stück weit.

Und hier sitze ich heute und halte ein neues Album in Händen. Das siebente. Es ist jenes Album geworden, dass ich mir von Eder gewünscht habe (ohne dass wir am Weg dahin je darüber ein Wort verloren hätten). Es heisst „Reset“ und dieses Detail ist wohl das einzige, wo ich – mit anderen – einen kleinen Schubser gesetzt habe, denn der Urheber dieser Kollektion von gerade einmal acht Stücken wollte es zunächst nicht so nennen. Aber fiele Ihnen ein besserer Titel ein für ein Album, das tatsächlich eine Zäsur, eine Neudefinition, ein Reset ist?

Bernhard Eder war bislang fast die idealtypische Verkörperung des Singer/Songwriter-Bildes, das wir längstens seit Bob Dylan vor unserem geistigen Auge haben. Wie aus dem Geschichtsbuch: Typus vergeistigter Künstler, zerschlissene Hose zu abgewetzter Jeansjacke, schwarzer Gitarrenkoffer samt Inhalt. Das steht ihm gut, und das ging eine schöne Zeitlang gut. Nicht umsonst verstieg sich der „Rolling Stone“ zur Anmerkung, „der Songwriter-Pop der Stunde kommt aus Österreich!“

Aber es gerann zum Klischee. Und wurde – nein, langweilig wurde es nicht. Denn da waren immer wieder denkwürdige, zutiefst berührende, in sich selbst und seinem Tun (und Lassen) ruhende Live-Auftritte. Da waren kleinere und größere Songtreffer, die man z.B. auf FM4 oder Radio Eins hören konnte – und die in einer besseren Welt wirkliche Hits geworden wären. Ich sage nur: „Turn On“! Und da waren auch sensible Aneignungen der halben Pop-Historie, versammelt auf dem 2016 erschienenen Album „Remake“, das von Depeche Mode bis Radiohead, von David Bowie bis zu den Pet Shop Boys vor großen Namen nicht zurückschreckt. Dass dann auch noch ein 10 Inch-Vinyl mit weiteren, live eingespielten Coverversionen unter dem Titel „Remodel“ erschien, war nur folgerichtig. Dazu muss man gar nicht Roxy Music studiert haben. Aber es hilft.

Nun also „Reset“. Ein Neustart. Welcher Natur? Eine komplette Redefinition? Ja und nein. Aus dem „Spezialisten für gefühlvoll-ruhiges, zumeist reduziert angelegtes Musikgut“ („Falter“) ist kein zackiger Post-Punk-Rüpel geworden. „Reset“ ist dennoch ein Dokument eines ästhetischen Wandels – dem vom traditionellen Singer/Songwriter zum experimentierfreudigen Multiinstrumentalisten. Im Gegensatz zu den bisherigen Alben sind die Songs allesamt auf alten Heimorgeln, einem Pocket Piano oder basierend auf Samples entstanden. File under Electronica? Die bis dato omnipräsente Gitarre rückt jedenfalls weit in den Hintergrund. Oder ist völlig verschwunden.

Zudem wurden Elemente von einigen Songs in den letzten zwei Jahren für Theaterproduktionen verwendet – u.a. am Volkstheater Wien, Max Reinhardt Seminar oder Landestheater St. Pölten, wo Eder Musik und Sounddesign für diverse Inszenierungen beisteuerte. Ob „Reset“ nur ein kurzer Haken ist, eine launige Episode oder möglicherweise ein markanter Wendepunkt in seiner künstlerischer Karriere – darauf vermag ich Ihnen keine Antwort zu geben. Bernhard Eder wahrscheinlich auch nicht.

Wichtiger erscheint (und da fällt mir eine Prognose leicht): dieses Album ist ein geschlossenes, ein überzeugendes Werk. Eines, das bleiben wird. Eine Konzentration auf und von Schönheit. „Reset“ hat, lässt man sich darauf ein, alles, was den inneren Melancholiker in uns zutiefst jauchzen lässt. Stücke wie „Hell“ (samt verstörendem, allegorisch als Stop-Motion-Puppenspiel inszeniertem Video), „Aliens, pixelated“ oder „Last Dance“ fügen sich zu einem dunklen, aber zugleich hell strahlenden Reigen. Bernhard Eders Stimme, sein vielleicht größtes Asset, ist das verbindende Element.

Kurzum: „Reset“ gibt uns allen die Chance, einen Künstler neu zu entdecken. Anders, intensiver, anmutiger, mutiger als je zuvor.

Album-Live-Präsentation: am Freitag, 26.04.2019 um 22.00 Uhr im Volkstheater Wien, „Rote Bar“. Vorgruppe: On Bells. Karten hier

www.bernhardeder.net

 


Si tacuisses

17. April 2019

MASCHINENRAUM / WIENER ZEITUNG. Sensationsgier ist ein Social Media-Leitmotiv. In Sondersendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat sie nichts verloren.

notr-dame

Ich halte mich für relativ abgebrüht, was das Thema Medien betrifft. Das gilt sowohl für die traditionelle Medienlandschaft wie auch für die neuen Eckpfeiler der Digitalsphäre (die gemeingültige Bezeichnung „Social Media“ rührt von den Anfängen dieser Plattformen her, als ihre negativen gesellschaftlichen Auswirkungen und ihr Disruptionspotential kaum noch merkbar waren). Was sich aber dieser Tage rund um den Brand der Notre-Dame-Kirche in Paris entzündet hat auf Facebook, Twitter und – im Windschatten der neuen Leitmedien – auch anderswo, gibt zu denken.

„Der Brand brachte symbolhaft zum Ausdruck, was viele dumpf unausgesprochen fürchten: dass es mit Europa langsam zu Ende geht“, verkündete etwa ein Politprophet auf Twitter. Nachsatz: „Aber das Gerüst steht.“ Wem würden Sie diesen pathetischen Schwachsinn zutrauen? Victor Orbán? Andreas Mölzer? Gerald Grosz? Dem Identitären-Vordenker Martin Sellner? Nein: es war der Mediensprecher des Bundeskanzlers, der derartiges von sich gab.

Nun ist der Pariser Dom tatsächlich keine profane Allerwelts-Kirche, sondern ein jahrhundertealtes Baudenkmal ersten Ranges. Und für viele Franzosen ein Symbol des politischen, nationalen, kulturellen, religiösen Selbstbewußtseins. Meinetwegen gilt das auch europaweit. Aber dass umgehend der Untergang des Abendlandes ausgerufen wird, weil unglücklicherweise bei Renovierungsarbeiten ein Feuer ausbricht, ist schon speziell weit hergeholt. Ist der Wunsch Vater des Gedankens? Man würde sich vice versa wünschen, dass politische Denker und Lenker in Ausnahmesituationen einen kühlen Kopf bewahren. Und nicht reflexhaft einstimmen in den Chor der Menetekel-Rufer.

Generell quollen die Medien in diesen Tagen über vor Emotionen, die der Katalysator – für manche nur ein „Steinhaufen“, für andere, doch etwas überraschend, der ewige Mittelpunkt des Gedankenuniversums – eruptiv freilegte. Zu den Betroffenen gehörten nicht nur demonstrativ sensible Seelen („Es tut wirklich körperlich weh #NotreDame“), sondern auch jene unausweichlich antagonistische Fraktion, die den Dom sofort als Tempel einer menschenverachtenden Religion identifizierte und das Feuer als reinigendes Fanal (eine „Strafe Gottes“ kann es ja für Atheisten schwerlich sein). Und dann waren da freilich auch sofort alle Moralhuber zur Stelle, die das Ereignis mit verhungernden Kindern in Afrika oder kenternden Flüchtlingsbooten im Mittelmeer gegenrechneten. Puh.

Man ist dieses Tohuwabohu ja gewohnt in Zeiten wie diesen. Wirklich überraschend war dann aber, dass selbst altgediente Medienprofis ihr indiviuelles Quantum an Trauer, Betroffenheit, Aufgeregtheit und, ja, Hysterie vom ORF widergespiegelt sehen wollten. Stantepede. Ausgerechnet. Dass der heimische Sender nicht umgehend eine Live-Coverage á la CNN inszenierte, wurde als Totalversagen des öffentlich-rechtlichen Systems gedeutet. Zwar sprach die Dichte und Qualität der Berichterstattung von Martin Thür & Co. klar dagegen – aber mit dem Tornado an (wenig ereignisreichen) Bildern, Infobrocken, Gerüchten, Mutmassungen, Zynismen und an- und abschwellenden Apokalypse-Schreien, die auf den Online-Plattformen Platz griffen (und greifen), können die alte Tante Fernsehen und das UKW-Dampfradio freilich nicht mithalten.

Und wissen Sie was? Gut so.


Das freie Internet

22. März 2019

Sind wir nicht alle – bis auf Herbert Kickl eventuell, Kim Jong Un und das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas – für ein weltweites, verbindendes, offenes Netz ohne Restriktionen, Widrigkeiten oder gar Zensur?

Internett

Keine Gegenstimme. Unser Wunschdenken in allen Ehren. Allein: ich beginne der Vorstellung vom „freien Internet“ zu misstrauen. Es startete wie jede von Aufklärungswillen, Fortschrittsgeist und Idealismus getriebene Idee, Institution und Ideologie: hoffnungsvoll. Die Realität hat alle rasch eingeholt. Gilt auch für die schöne neue Digitalwelt. Hat das von Alphabet/Google, Facebook, YouTube, Twitter, Instagram, Amazon und Apple (to name just the most obvious players) parzellierte, eingezäunte, datengeschürfte und portioniert vermarktete Web noch viel mit der Vision von einst zu tun?

Jetzt ist es wieder in (fast) aller Munde: das freie Internet. Es soll abgeschafft werden, zerstört, getötet. Angeblich. Quasi als Kollateralschaden. Weil ein paar Politiker/innen auf EU-Ebene es wagen, gegen die offensichtlichsten Konstruktionsfehler des New Business im Netz vorzugehen – die Ertrags-Abzocke kreativer Drittleistungen, die tolldreiste (und oft erpresserische) Ausnutzung mono- oder oligopolistischer Machtstrukturen (erst kürzlich ist Google wieder zu einer EU-Strafe von 1,49 Milliarden Euro wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung verurteilt worden), die willfährige oder auch „nur“ erzwungene Datenblockade oder, vice versa, -Offenlegung gegenüber Geheimdiensten und Regierungen (von China bis zu den USA), die ungenierte kapitalistische Gewinnmaximierung unter Ausnutzung jeder Gesetzeslücke, Reaktionsverzögerung und Uneinigkeit z.B. der EU-Länder. Wir alle zahlen brav faire Steuern (auch wenn wir sie oft als unfair empfinden), die globalen Riesen lachen darüber. Und über uns, die wir sie beiläufig, aber ständig und weithin gratis mit Content fett und stark machen. Und unsere Politiker/inn/en nicht dazu zwingen, dem unhaltbaren Zustand ein Ende zu machen.

Bis dato. Ich will hier nicht die Details der möglichen, eventuell demnächst kommenden EU-Novelle zu Urheber- und Leistungsschutzrecht (ja, mit den wild umstrittenen Artikeln 11 und 13) ausbreiten, originell anders bewerten als viele Expert/inn/en oder neu aufrollen. Ja, ich teile die Sorge, was „Upload-Filter“ betrifft. Aber sie existieren bereits (etwa als „Content ID“ bei YouTube). YouTube sieht sich dadurch gezwungen, Inhalte zu lizensieren (die Verträge mit AKM, GEMA usw. sind allerdings Geschäftsgeheimnis…) Und freilich könnte es noch unbequemer werden in Zukunft für uns alle (mich eingeschlossen), was die Hollodero-scheißmirnix!-Nutzung und potentielle Monetarisierung fremder Fotos, Videos, Texte, Musikstücke, Artikel, kreativer Konzepte und Ideen betrifft. Aber: zuvorderst für Google & Co. Als Begleitmusik kann man auch die Ungerechtigkeit der Welt generell, das Risiko- und Ertragsverhältnis von althergebrachten Creative Business-Infrastrukturen (z.B. Verlage, Record Companies, Verwertungsgesellschaften) zu Urheber/inne/n und das Copyright als (behaupteterweise) überholtes Recht ins Spiel bringen. Aber man sollte dieses Spiel nicht zu offensichtlich mit gezinkten Karten spielen.

Mein Instinkt sagt: die Datenkraken und Profitmaschinen der Gegenwart und, absehbar, auch der Zukunft haben mit einem „freien Internet“ wenig bis nichts am Hut. Sie stehen, ähnlich wie schon bei der #DSGVO, primär im Visier einer eigenständigen und (im besten Wortsinn) eigenwilligen europäischen Politik (und es gibt wohl wirklich wenige Mandatare egal welcher Fraktion, die das gesellschaftlich disruptive Verhalten von Google & Co. einfach abnicken wollen und werden). Apropos: ich mag viele (oft auf Falschinterpretation beruhende) Auswirkungen der DSGVO auch nicht. Aber. Man kann die mühsam erdachten, lange und intensiv erörterten und verhandelten und in Details immer noch vagen, unbeholfenen oder absehbar zu bürokratischen Maßnahmen kritisch betrachten – aber es ist eine Regung von politischem Willen, wo man der EU lange Regungslosigkeit vorgeworfen hat.

Eine gute Entwicklung? Möglicherweise. Möglicherweise auch nicht. Es gibt Gegenstimmen. Man kann sie, insbesondere in den sozialen Medien, kaum übersehen und überhören. Tausende Aktivist/inn/en, die z.B. morgen hier – www.piratenpartei.at/save-your-internet-oesterreich-und-wi…/ – auf die Straße gehen, protestieren für oder gegen etwas, das ihnen – und das wird jetzt der Mehrheit der kritischen Geister nicht gefallen – doch ziemlich einseitig, schablonenhaft dramatisch und seltsam konform vorgekaut wird (der kurze Text der Piratenpartei Österreichs ist dafür leider symptomatisch). Gehen sie geschicktem Lobbying, wirtschaftspolitischer Camouflage und massiven Business-Interessen auf den Leim? Kaum. Es ist ihre eigene Lebenswelt und Sicht der Dinge.

Aber würden sie wirklich für ein tatsächlich freies Internet eintreten, müssten die Fronten neu und anders abgesteckt werden. Nein? Vielleicht wird man sich in zehn, zwanzig Jahren daran erinnern, beim Marsch wider die Institutionen an der falschen Straßenecke abgebogen zu sein? Ich hoffe nicht.

P.S.: Feedback jeder Art ausdrücklich erwünscht.


Lernprozess

18. Januar 2019

MASCHINENRAUM / WIENER ZEITUNG. Der Rennfahrer Walter Röhrl hat eine Meinung zu Elektroautos. Und dann noch eine. Man kann sich von ihm etwas abschauen.

walter-ro-hrl-fabian-mechtel1481-8432193908262990200

Ich bin, zugegeben, auf Facebook und Twitter gelegentlich recht provokant unterwegs. Denn: wenn diese Kommunikations-Durchlauferhitzer einen Sinn haben – außer zum manischen Zeit-Totschlagen zu verleiten -, dann ist es die Konfrontation. Die Konfrontation mit anderen Menschen, Meinungen, Standpunkten.

Im schlimmsten Fall gerät man mit Holz- und Hitzköpfen aneinander, die notorische Rechthaberei und apodiktische Binsenweisheit  rasch in Beschimpfungen oder gar Drohungen umschlagen lassen (gottseidank eine Minderheit, die sich solchermaßen selbst disqualifiziert). Man darf derlei Narren (und, nicht selten, auch Närrinen) übrigens durchaus blockieren, wenn einem am eigenen Seelenheil gelegen ist.

Positiv dagegen, trifft man auf klare, doch konstruktive Widerrede – die vice versa zunächst provokant erscheinen mag. Gib’s mir! Nämlich: Argumente, Fingerzeige und Informationen, die sich als denkwürdig im Wortsinn, weil wohlüberlegt, faktisch zutreffend und die Diskussion bereichernd erweisen. Sie wirken dann wie ein Katalysator. Im besten Fall ergibt sich ein wirklicher Dialog, ja mehr: ein Lernprozess.

Ich musste an dieses salbungsvolle Leitmotiv meines Social Media-Zugangs denken, als ich neulich ein kurzes Video postete, das ich irgendwo in den Tiefen von Facebook entdeckt hatte. Zufällig, ich schwör’s! Es zeigt den bekannten deutschen Rallye- und Rennfahrer Walter Röhrl, eine Legende in seinem Metier. Röhrl schimpft darin, angestachelt von einem Motorjournalisten, auf Elektroautos. Durchaus subjektiv wohlbegründet. „Auch nicht uninteressant“, hatte ich den Beitrag provozierend neutral einmoderiert. Mehr hatte es nicht gebraucht.

„Alter weißer Mann!“, hob der Sturm der Entrüstung an. „Soi mit seinem Porsche in Oasch geh’n.“ Die Georg Danzer-Paraphrase erschien aber noch nicht scharf genug. „Automobilsaurus Rex!“ „Megaignorant!“, „Gekaufter Pseudojournalismus!“, „Benzinbruder-Meinungsmanipulationsforum!“ „Bezahlte Vorurteile eines inkompetenten Vollhonks… Und Du verbreitest diesen Schrott auch noch!“ Und ein paar Unhöflichkeiten mehr.

Mein sachter Einwurf, man mache es sich dermassen vielleicht etwas zu einfach, verhallte dröhnend. Ich hatte auch einen – im Facebook-Kontext lässlichen, für einen um Objektivität bemühten Journalisten groben – Fehler gemacht. Und nicht die Quelle des kurzen Videos recherchiert. Mein Posting hatte nur einen kurzen Ausriss gezeigt (worauf mich ein wirklicher Facebook-Freund höflich hinwies). „Für das, was ich unter Autofahren verstehe“, sagt Röhrl da, „wird das Elektroauto nie eine Lösung sein.“ Nachvollziehbar.

Der Treppenwitz an der Sache ist: der Rennprofi fuhr dann auch – im Windschatten von Tesla hochgezüchtete – Elektrorenner von Mercedes und Porsche. Schauen Sie sich die Videos im Netz an, sie sind leicht zu finden: das Staunen des alten Mannes – der körperlich und geistig wohl fitter ist als die meisten seiner Kritiker – spricht Bände.

Dass manch Mitstreiterin und Mitstreiter in diesem lehrreichen Thread lieber über Kleinwagen, Wasserstoffantrieb, den E-Auto-Hype und „toxische Männlichkeit“ debattiert hätte, ist wieder eine andere Geschichte.


Echt gute böse Lieder

22. Juli 2018

Sir Tralala ist David Hebenstreit ist Sir Tralala. Das Multitalent aus Wien legt mit seiner im September erscheinenden Song-Kollektion „Echt Gute Böse Lieder“ ein spätes, dafür ordentlich gereiftes und radikal verstörendes Meisterwerk vor. Man sage nicht, es hätte keine Vorwarnung gegeben.

Cover_SirTralala_3000x3000

Es gibt ja, oberflächlich betrachtet, einige schrullige Typen in der aktuellen österreichischen Szene. Vom hoch sympathischen Nino aus Wien, der wirkt, als stünde er immer leicht neben sich, bis Voodoo Jürgens, dem Vorstadt-Strizzi aus Tulln, vom studierten Sprachwissenschaftler-zum-Donauinselfest-Magnet Marco Michael Wanda bis zum intellektuell ungreifbaren Wolkenkuckucksheim-Brudi Yung Hurn.

Und dann gibt es David Hebenstreit. Alias Sir Tralala. Er toppt sie alle. Bei einer präzisen Analyse seiner Qualitäten offenbart sich, dass er tiefer bohrt, rückhaltloser rumort und abgründiger die Realität verdichtet als alle zuvor Genannten. Und die haben schon ordentlich was drauf, keine Frage. Ihr Erfolg ist verdient. Weil dieses Handvoll – es gäbe tatsächlich noch einige mehr zu nennen – dieses Land und seine Befindlichkeit mit einer lakonischen Erzähllaune, unerhörten Tiefenschärfe und liebevollen Detailtreue vermisst. Und ihre Pop-Reportagen aus dem Inneren der Deix’schen Seelenkammern uns lässig als Unterhaltung verkauft.

Man kann nun nicht behaupten, Sir Tralala wäre ein Neuzugang in dieser Gesellschaft. Aber er hat nun endlich – nicht erstmals, aber letztlich fast – sein künstlerisches Vermögen in eine konventionelle Form gegossen: ein Album. „Echt gute böse Lieder“. Es erscheint Anfang September 2018 auf Schallter/monkey. (Vertrieb: Rough Trade), trägt aber, so unverkennbar wie unsichtbar, auch seinen eigenen Label-Stempel: Autonomos Lordship Records. Der Mann weiß, was er will. Was er kann. Und was er tut.

Man erinnere sich: als Hebenstreit a.k.a. Tralala um die Jahrtausendwende mit seinem Debutalbum „Flying Objects, They Don`t Have a Brain“ erstmals in die österreichische Subkultur vordrang, hörte man den Krach bis nach Deutschland. Während im Bayerischen Rundunk der Geisteszustand des Musikers diskutiert wird, hilft er – von Wien aus – Clubs, Labels und Kollegen auf die Sprünge, musiziert als Gast auf mehr als dreißig veröffentlichten Alben, komponiert und produziert Musik zu Kino- und Fernsehfilmen, geht mit Naked Lunch auf Nightliner-Tour, bereichert als Instrumentalist die Bühnenauftritte von Soap & Skin, Der Nino aus Wien, der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune und vielen anderen, produziert nebenher einen Tonträger für die Band des noch völlig unbekannten Voodoo Jürgens, veranstaltet Wanda mit einem Budget von 120 Euro, die für dieses Salär eine Stunde lang Nirvana-Coverversionen spielen, und steht bei bislang rund eintausend Konzerten in zwölf Ländern selbst auf der Bühne. Für Vollständigkeitsfanatiker: David Hebenstreit ist am 18.10.1978 in Wien geboren und hat Harmonielehre, Orchesterspiel, Violine und Gehörbildung, am Landeskonservatorium in Klagenfurtstudiert.

Sir Tralala (Foto H. Partej)

Nun also das opus magnum: „Echt Gute Böse Lieder“. Abstruse Liebesballaden, Außenseiter-Hymnen, Familiendrama-Begleitmusik und Song-Kleinode über weltumspannende Arschlöcher stehen da zur Verkostung parat, auch Tod und Teufel bekommen den ihnen zustehenden  Raum und Rang. Kompositorisch greift Sir Tralala in die Vollen: US-Traditionals reiben sich an artifiziellen Western-Soundtracks, eine (von Jörg Gaisbauer eingespielte) einsame Pedal Steel-Gitarre prallt auf eine Wand pompöser Orchester-Arrangements, letztlich kommen sogar Dub Step und mongolische Obertongesänge ins Spiel. Referenzen sind etwa Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“, frühe Alben von Tom Waits, aber auch Spätwerke von Moondog, Roy Harper, Georg Kreisler und Franz Bilik. Das sogenannte Neue Wienerlied darf, pardon!, ein bissl scheißen gehen.

Die Texte? Parental advisory, explicit lyrics. „Auf jeden Fall verleiht das Album einigem Sprachlosen eine Sprache“, so Hebenstreit, „das erschien mir wichtig. Es ist definitiv kein Easy Listening-Album, die Texte sind teilweise wirklich böse, die Absicht dahinter ist eine gute. Die Stichworte dazu: Paradoxe Intervention, Dinge zur Sprache bringen, Randgruppen eine Stimme geben. Ich arbeite viel mit literarischen Ichs, singe über Themen, die mir nahe gehen. Man stelle mir aber bitt’schön nicht die obligate Authentizitätsfrage (Nachsatz: ausser Du willst, dann tu es)“.

Das spektakuläre, weil enorm kunstfertige und die Atmosphärik des Albums trefflich widerspiegelnde Cover von Jörg Vogeltanz ist Bildern von Hieronymus Bosch nachempfunden. Wieder David Hebenstreit im O-Ton: „Ein zentrales Element in Boschs Werken ist ja der „Wayfarer“. Bei mir heisst das dann „Der uroide Wanderer“. Ein wenig zieht sich auch da der Text des alten Traditionals  „Wayfaring Stranger“ wie ein roter Faden durch den Song, freilich ist  meine Version auf hiesige Verhältnisse umgemünzt.“  Bosch durfte bleiben.

ZOMBIE_cover_1500x1500

Die produktive Getriebenheit von Sir Tralala offenbart sich auch im Umstand, dass er den guten bösen Liederreigen fast komplett alleine eingespielt, programmiert, gesungen, aufgenommen und gemischt hat („Damit mir keiner reinpfuscht!“). Begleitet wurde der selbstausbeuterische Irrsinn von einem umzugsbedingten kompletten Abbau und Neuaufbau des eigenen Studios. Nur der letzte Song des Albums stammt von einem alten Bekannten, einem Wirt in Zwerndorf im Marchfeld, „da hab’ ich seinen Gesang und sein Gitarrespiel aufgenommen und einen elektronischen David Lynch-Suspense-Soundtrack „made in Austria“ draus gemacht.“ Die obligate Procol Harum-Orgelballade darf freilich auch nicht fehlen. Das Lied heisst „Du liebe Sau“ und ist, so Hebenstreit,  „ein Role Model-Song für ewig spätpubertäre Liebhaberinnen und Liebhaber dysfunktionaler Abhängigkeitsliebesbeziehungsleidenschaften“.

Kurzum: „Echt Gute Böse Lieder“ ist eine Gnackwatsch’n im Namen des Humanismus. Es handelt sich um ein Themenalbum in deutscher Sprache, teils Wienerischem Dialekt. Jahrelang aufgesogene Bösartigkeiten werden in Liedform komprimiert und leiten als paradoxe Spiegelbilder den Hörer an der Hand zurück in die Menschlichkeit. Folgerichtig tragen die Songs Namen  wie „I sauf“, „Hundsblues“ oder „Schiach“ oder unausgewiesene, aber leidenschaftlich intonierte Untertitel wie „Heut’ reiss ich mir mein Herz raus und stopf es Dir in Dein Maul“. Die explizite Sprache ermöglicht ungewöhnliche Blickwinkel auf archetypische Motive. Facettenreicher Humor bringt, Überraschung!, den Zuhörer nicht nur zum Schmunzeln. Er trifft – auf entsprechende Grenzen und Nerven zielend – mit sprachlich bösartiger Überzeichnung auch hart in sein Ziel. Bei aller offensiv zur Schau gestellten Abgründigkeit lässt sich bei Live-Konzerten Sir Tralalas ein positiver, annähernd therapeutisch heilsamer Effekt beobachten.

Echt gute böse Lieder: man nehme sie und lebe damit. Nach Lust und Laune. Es macht wenig Sinn, einzelne Stücke herauszugreifen und vor Publikum zu sezieren. Wenn das Album-Format noch Sinn macht in Zeiten digitaler Wisch-und-weg-Ungeduld, dann hier. Man lege die CD ein oder, passender noch, die Vinyl-Scheibe auf, betrachte das Gesamtkunstwerk aus Cover, Texten und Bildern, und lasse sich hineinsaugen in einen abgründigen, mit Seelenschwere, Aberwitz und dunklem Samt austapezierten Schlund. Ja: man wird noch in Jahrzehnten raunen von diesem Stück dies- wie jenseitiger Popkultur.

http://www.hebenstreit-david.net

Sir Tralala ist live zu erleben hier:

  • Freitag, 27. Juli, 22.00h Woodstockenboi Festival, Stockenboi
  • Samstag, 28. Juli, 23.00h Popfest Wien, TU Prechtl-Saal
  • Donnerstag, 13. September, 21.00h Chelsea, Wien (Album-Präsentation)
  • Freitag, 28. September, Waves Festival, WUK Wien

(weitere Termine in Planung)


%d Bloggern gefällt das: