MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (231) Bang & Olufsen angeschlagen, Loewe pleite. Ist der Design-HiFi- & TV-Markt endgültig tot?
Zwei Meldungen liessen diese Woche einige Menschen hellhörig werden. Erstens: Loewe, ein traditionsreicher deutscher Hersteller von TV-Geräten und Lautsprechersystemen, hat Insolvenz angemeldet. Noch glaubt man aber in der Chefetage an eine Zukunft und will schon in den nächsten Tagen einen Investor aus dem Nahen Osten oder China präsentieren. Oder gar Apple?
Die zweite Meldung betraf den dänischen Anbieter Bang & Olufsen, der vielen Kunden unter dem Kürzel B&O geläufiger ist. Bei einem Quartalsumsatz von nur noch 75 Millionen Euro rutsche der Anbieter tiefer und tiefer in die Verlustzone – allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2013 hat man einen Verlust von neun Millionen Euro erwirtschaftet. Der zweitgrösste europäische Unterhaltungselektronikkonzern „kämpft seit längerem mit einer Nachfrageflaute“, so die APA, „und der harten Konkurrenz aus Asien.“ Namentlich sind das zuvorderst Samsung und LG.
Nun sind die Krise von B&O und das mögliche Ende von Loewe nur für eine zahlenmässig kleine Klientel eine Schreckensnachricht. Es ist jene Bevölkerungsschicht, die – um ein leuchtkräftiges Klischeebild zu entwerfen – auf sauteuren Bobo-Sofas herumlümmelt, regelmässig den „Architectural Digest“ studiert und Nespresso mit abgespreizten Fingern aus italienischen Designer-Tassen (Limited Edition) schlürft. Und eine Marke oft nur aufgrund ihres „In“-Faktors und inhärenter Distinktionsqualitäten schätzt.
Wirkliche Sentimentalität, ja Trauer unterstelle ich dagegen Kennern der reichen Historie sowohl der dänischen wie der deutschen High End-Schmiede. Wer Gerätschaften wie den Plattenspieler Beogram 4000, den Radio-Portable Beolit 600 (Entwurf: Jacob Jensen) oder den auch im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellten Fernseher Loewe Art 1 – to name just a few – geschaffen und durchgängig einen Willen zu minimalistischer Eleganz und neuen Formensprachen gezeigt hat, muss im Fall des Falles in einem Markt, der Konformität und Kack-Design begünstigt, als Verlust gelten. Unbedingt.
Wie aber konnte es so weit kommen? Vox populi sagt: die Geräte sind schön, aber schlichtweg zu teuer. Nun greift diese Sichtweite eindeutig zu kurz – denn ein bestimmter Menschenschlag giert nunmal nach Qualität und ist bereit, dafür fast jeden Preis zu bezahlen. Wenn aber hinter gebürsteten Aluminiumoberflächen letztlich auch nur Billig-Elektronik, Plastikteile und Panels aus Korea stecken und überteuerte Designlautsprecher kaum schmeichelhafter klingen als 08/15-Kisten aus dem Elektromarkt, wächst sich Gewinnmaximierung rasch zum Killerfaktor aus.