Klang der Planeten

23. Oktober 2011

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (132) Bei extravaganten Lautsprecher-Konstruktionen entscheiden tendenziell öfter die Augen als die Ohren.

Eigentlich gibt es über Lautsprecher nicht mehr viel zu erzählen. Dachte ich. Man kann kleinere oder grössere Boxen wählen, sie klingen heute alle probat, sofern sie nicht dezidiert als „Restposten aus China“ verschleudert werden. Natürlich geht es immer auch besser als nur „gut“, das kommt dann auf die Brieftasche an. Und, von wegen „Hausfrauenfaktor“, auf den persönlichen Geschmack. Den Innenarchitekten, der in jedem von uns steckt. Ich behaupte: das Auge spielt beim Hören keine unwesentliche Rolle. Deswegen haben sich kleiderschrankgrosse, unförmige Konstruktionen und absonderlich anzusehende, exotische Hörkrücken nicht durchgesetzt. Das macht das HiFi-Topic Lautsprecher leider auch etwas langweilig.

Hellhörig wurde ich aber, als mir unlängst ein Freund von einer neuartigen, eigenwilligen Interpretation des Themas erzählte. Er hätte zwei „Planets“ der mir bis dato unbekannten Firma Duevel aus Deutschland bestellt. Und ich könne ihm gerne dabei helfen, sie auszupacken, anzuschliessen und warmzuspielen. Gesagt, getan. Vorweg: die Pakete waren vergleichsweise klein. Was zum Vorschein kam, erwies sich als nicht unwitzig: zwei bunt lackierte Holzkabinette mit nach oben abstrahlenden Hoch- und Mittel-/Tieftönern, über denen chromglänzende Kugeln zu schweben scheinen. Das Prinzip omnidirektional abstrahlender Lautsprecher ist gewiss nicht neu, aber die Idee, ein 360 Grad-Hörfeld zu beschallen, ist selten minimalistischer gelöst worden. Wahrscheinlich auch nicht eleganter. Und das bei Preisen im dreistelligen Bereich. Sofern man nicht eine Komplett-Verchromung ordert.

Die „Planets“ würden sehr stark polarisieren, hatte uns der Importeur gewarnt. „Entweder sie gefallen von vornherein. Oder eben gar nicht. Es gibt da kein Mittelding.“ In den USA wurden die Boxen, die einer schmucken Kunstinstallation gleichen, jedenfalls in eine Liste der „15 sexiest loudspeakers“ aufgenommen, das teuerste Paar etwa zum dreihundertfachen Preis der Duevels. Bingo! Allerdings, auch das ein Hinweis des Verkäufers, müsse man aufstellungsmässig schon experimentieren. Und eine gute Elektronik, etwa einen Röhrenverstärker, brauche es auch. Sonst könne doch eine gewisse Enttäuschung aufkommen. Nun: tat es gar nicht. Hören ist nun mal Geschmackssache. Dass die Musik etwas diffus im Raum wabert, darf ruhig auch als „interessant“ oder „angenehm“ gewertet werden.

Ich habe nun ein Kugelmugel-Paar gleich neben Test-Lautsprechern der Marke PSB (die unter Freunden als echte Geheimtipps gelten, aber konstruktiv vergleichsweise konventionelle Langeweile ausstrahlen) aufgestellt. Vielleicht gewöhnen sich meine Ohren ja noch an die extravagante Optik.

2 Antworten to “Klang der Planeten”


  1. Einspruch euer Ehren! Wenn man bedenkt, wie Aufnahmen zustande kommen üblicherweise, nämlich mit Richtmikros und dann auf einem Tonregieplatz abgemischt werden mit ebenfalls 2 auf die Abhörenden gerichteten Lautsprechern, kann mann der Idee den Schall in alle Richtungen zu blasen nur bedingt etwas abgewinnen. Das hat weder mit Geschmack oder Gefallen etwas zu tun , sondern schlicht mit Akustik. Und wabern im Raum kann bestenfalls bei Lounge Musik gefragt sein , eine Stimme oder ein Instrument hätte ich gerne definiert wiedergegeben. Close your eyes and listen, die PSB zeigen dir wie es besser geht.

    Hast du mitgewippt beim Hören oder mitgewabert ;-) ?

    Reinhard

  2. Gunnar Says:

    Wie heisst das Plugin rechts ? Das moechte ich auch!


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