Des Kaisers neue Konzerthalle

14. Januar 2017

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (393) Habe ich der Chefredaktion schon vorgeschlagen, diese Kolumne täglich zu bringen? Es gäbe gute Gründe dafür. Und weniger gute.

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Der „Maschinenraum“, also diese Kolumne, existiert nicht nur auf Papier. Die Redaktion stellt ihn auch ins Netz, der Autor ebenfalls. Die mit dem gewitzten Redaktionssystem WordPress erstellte persönliche Textesammlung kann – dank weiterführender Verlinkung und gelegentlicher nachträglicher Aktualisierung – deutlich mehr. Es wundert mich immer ein wenig, dass dies seitens der Chefredaktion offenbar als privates Hobby betrachtet wird, aber es soll mir und uns recht sein.

Auf Facebook habe ich, weil mir ja manchmal fad ist, noch einen (in jedem Sinn des Wortes) weiteren Maschinenraum installiert. Als regelmässig genutzte, öffentlich zugängliche Themen-Fundgrube, getarnt freilich als „pragmatischer Partykeller“, weil man für mehr als 5000 Facebook-Freunde kein privates Profil mehr verwenden darf. Zwar nutze ich die umstrittene Kommunikations-Plattform fast nur für propagandistische Zwecke. Manische Selbstinszenierung, Star-Rummel und Followerzahlen-Fetischismus erscheinen mir dann doch eher unsympathisch.

Arbeit ist es aber in jedem Fall (die einen nicht gerade selten von „wirklicher“ Arbeit abhält). Insofern muss ich die oft gehörte Unterstellung, ich wäre doch „ständig auf Facebook“ präsent, also quasi hyperaktiv, zurückweisen. Zwischen zwei Uhr morgens und dem folgenden Vormittag geb’ ich Ruh’. Zumeist.

Die „Maschinenraum“-Gruppe, zu der ich Sie herzlich einlade!, fungiert auch als Notizbuch. Seit Anfang des Jahres hab’ ich bereits mehr – zumindest meinem Geschmack nach: höchst interessante – News, Technik-Topics und philosophische Aufsätze zusammengetragen, als ich bis in den tiefsten Sommer hinein aufgreifen kann. Leider.

Zu allem Unglück (oder ist es Glück?) veralten manche Themen rasant. Die Meldung, dass der iPhone-Fabrikant Foxconn fast alle seiner Arbeiter durch Roboter ersetzen will, kratzt kaum jemanden mehr. Fatalerweise. Die Frage, warum heutige Autos so hässlich sind, ist schon wenige Tage nach der Detroit Motorshow eine Nebensächlichkeit. Die Aussicht, dass es bald Laptops mit drei Displays zum Ausklappen – für fortgeschrittene Gamer – geben könnte, entlockt im rasanten Stakkato des Fortschritts und unerbittlichen Sog des Markts erst recht keine „Ah“- und „Oh“-Rufe! Lassen Sie mich wissen, wenn Sie trotzdem meinen Senf dazu kosten möchten.

Um eine aktuelle Beobachtung komme ich – erst recht nach meinem Ausritt in die Gefilde der Hochkultur letztens – sowieso nicht herum: die bei der Eröffnung vielbestaunte Elbphilharmonie in Hamburg – quasi der modernste, kühnste, vorgeblich bestklingende Konzertsaal Europas, wenn nicht der ganzen Welt – hat, sagen Experten, eine gewöhnungsbedürftige Akustik. Um es einmal vorsichtig zu formulieren. Das wäre ja der Treppenwitz schlechthin: 789 Millionen Baukosten, modernste Audiotechnik und ein Satz heisser Ohren.

Es muss einem nicht zwingend als Mieselsucht ausgelegt werden oder als notorische Abneigung gegen elitäre Gigantomanie: das Thema wird uns erhalten bleiben.

2 Antworten to “Des Kaisers neue Konzerthalle”


  1. Bist du jetzt zu den Klickbaitern übergewechselt? Oder warum empfiehlst du einen „kritischen “ Kpmmentar der FAZ, der sich in 3 Sätzen zweimal selber widerspricht und dann noch Interpretation mit Akustik verwechselt? Si tacuisses …

    • Walter Gröbchen Says:

      Was mir aufgefallen ist – weiter bin ich noch nicht gekommen -, ist, dass drei Journalisten in drei renommierten deutschen Medien (FAZ, Welt, Süddeutsche Zeitung) die Akustik der Elbphilharmonie Hamburg am Eröffnungsabend als mindestens gewöhnungsbedürftig wahrnahmen. Dito diverse Fachleute in Tontechniker-Foren auf Facebook. Das ist doch ein spannender Ausgangspunkt für weitere Recherchen, ist es nicht?


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