Anti-Ramsch-Kampagne

17. November 2013

MASCHINENRAUM. Die Kolumne in der „Presse am Sonntag” (237) Helfen Sie, Licht ins Dunkel des Tonträgermarkts zu bringen – mit einer bewussten Konsumentenentscheidung.

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Der Trend zum Zweitjob hält an. Nun ist mein Hauptberuf der eines Musikproduzenten und Kulturmanagers, der Journalismus dagegen nur ein exaltiertes Hobby. Kennen Sie irgendjemanden, der vom Kolumnen-Schreiben leben könnte? Ich nicht. Die Honorare sind auf das Niveau milder Spenden oder reiner Spesenersätze gesunken – und würden meinen Installateur oder Zahnarzt vielleicht zu einem verständnislos-mitleidigen Grinsen veranlassen, mehr wohl kaum.

Aber ich will nicht klagen. Zumal der karge Lohn des Autors gelegentlich mit einem Nebenverdienst aufgefettet werden kann: Aufmerksamkeit und Eigenwerbung. Heute will ich dieses Unterkonto belasten. Und das ganz ungeniert, weil es sich um eine gute Sache handelt. „Licht ins Dunkel 2013“ heißt eine Compilation, die dieser Tage auf den Markt kommt – die silbrigglänzende CD, die einen vergnüglichen Querschnitt durch die österreichische Pop-Landschaft bietet, unterstützt die größte Spendenaktion des Landes mit fünf Euro pro verkauftem Exemplar.

Der TV-Spot, der in den Programmen des ORF nachdrücklich die frohe Botschaft verkündet, präsentiert nur einige der darauf vertretenen Namen – von Hubert von Goisern bis Christina Stürmer, von Anna F. bis Parov Stelar, von Ernst Molden & Willi Resetarits bis Conchita Wurst sind die Größen der Szene mit dabei. Selbst Andreas Gabalier steht nicht abseits. Und natürlich gibt es auch einige Newcomer und Altspatzen, Ö3-Hits, FM4-Stars und Radio Wien-Fixsterne zu entdecken. Danke dafür!

Einige Medien- und Musikmanager, deren Expertise ich durchaus schätze, haben mir allerdings erklärt, derlei mache im Jahr 2013 keinen Sinn. „Die Leute kaufen keine CDs mehr“, so ihre Prognose. „Und wenn, dann nur billige Ramschware.“ Alleine die Statistik spricht aber dagegen: noch immer werden über 70 Prozent der Musik auf Tonträgern erstanden, den Rest des Marktes teilen sich Downloads und Streaming. Die Pappenheimer, die meinen, sie müssten sich ihre Lieblingssongs gratis aus dem Netz ziehen und so die Künstler um ihren Lohn bringen (er ist tendenziell noch karger als der eines freien Journalisten), lassen wir mal außen vor.

Eine liebevoll verpackte Compact Disc oder gar eine opulente Vinylschallplatte haben schon ihre Meriten. Ungebrochen. Oder wollen Sie beim nächsten Konzert – „Licht ins Dunkel 2013“ wird übrigens am 29. November im ORF-Radiokulturhaus live präsentiert – eine gebrannte CD signieren lassen? Oder zu Weihnachten eine Handvoll MP3-Files in Geschenkpapier einwickeln? Eben. Ich freue mich auf Ihr Urteil. Es wird an der Kassa gefällt. Lassen Sie den Ramsch einfach liegen. Und bringen Sie „Licht ins Dunkel“ – mit nach Hause.

P.S.: Es gibt die „Licht ins Dunkel“-CD freilich auch bei Amazon und im iTunes Store. Und Tickets für den Radiokulturhaus-„Abend für Licht ins Dunkel“ am 29.11. gibt es hier. You’re welcome!

3 Antworten to “Anti-Ramsch-Kampagne”


  1. Lieber Walter, dieser Artikel lässt mich verwirrt zurück… Also was jetzt, bewirbst du diese CD oder macht du dich über selbige lustig ?


  2. […] das ich persönlich höre. Aber: Mitnahmeartikel bleibt Mitnahmeartikel. Und sei es als billiges Geschenk. Warum also will das Management freiwillig auf einen Umsatz- und Frequenzbringer verzichten? Hat […]


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